30. April 2020 

Wir sind gut vorbereitet

Das Corona-Virus hat Deutschland fest im Griff. Wie hilft Paracelsus im Vogtland?

Corona-Krise und kein Ende. Hohe Infektionszahlen und strenge Auflagen der Politik lassen vor allem eins bei den Bürgern zurück: Unsicherheit. Ist die Versorgung im Krankenhaus wirklich sicher? Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe, krank zu werden? Mensch & Medizin sprach mit Dr. med. Martin Ebert, Chefarzt für Anästhesie, Intensiv- und Notfall-Medizin an der Paracelsus-Klinik Adorf/Schöneck.

Die Corona-Krise dauert jetzt seit Wochen an. Wann hat sich ihr Haus vorbereitet?

Dr. Martin Ebert: Zunächst einmal haben wir als Krankenhaus von vornherein sehr hohe Hygienestandards. Das ist ein absolutes Muss. Diesbezüglich werden wir konzernintern auch schon immer seitens der Krankenhaushygiene geschult und professionell betreut. Als Anfang März die ersten Verdachtsfälle von Covid-19 auftraten, haben wir trotzdem sofort gehandelt und nochmals schärfere Hygiene-Maßnahmen festgelegt. Insbesondere haben wir das gesamte Personal speziell geschult, was den Umgang mit der Schutzausrüstung angeht. Und wir haben rechtzeitig vorgesorgt, Kittel, Mundschutz, Schutzbrillen und Handschuhe in ausreichender Zahl besorgt.

Welche Veränderungen gab es in den Kliniken?

Dr. Martin Ebert: Wir haben vor allem den Standort Adorf umgerüstet. Dort gibt es jetzt eine eigene Aufnahmestation für Corona Patienten mit mehr als 30 Betten. Darüber hinaus haben wir die Kapazitäten der Intensivstation erweitert und können dort jetzt bis zu 12 Patienten gleichzeitig beatmen. Auch in Schöneck wurden die Kapazitäten mit einer eigenen Isolierstation ausgebaut. Und auch hier können wir noch einmal nachlegen, was die Beatmungskapazitäten angeht. Sicher ist sicher. 

Wie wurde die Organisation der Klinik vorbereitet?

Dr. Martin Ebert: Natürlich erfordert eine Pandemie-Situation auch Anpassungen in der Organisation einer Klinik. Wir haben eine lange Reihe von Maßnahmen ergriffen, die von der Anpassung der Dienstpläne über die Optimierung der Wege im Haus bis zur möglichen Sperrung der Fahrstühle reicht, um Begegnungen zwischen infizierten und nicht-infizierten Patienten zu vermeiden. Und weil wir – wie alle Krankenhäuser – die planbaren Operationen im Haus nicht mehr durchführen, haben wir die personellen Kapazitäten völlig neu organisiert mit klarer Priorität auf der optimalen Funktion der Intensivstation. Um die zu gewährleisten, hat übrigens jeder ärztliche Mitarbeiter eine grundlegende Einweisung in die Beatmungsgeräte bekommen. Und selbstverständlich werden die behördlich vorgeschriebenen Maßnahmen wie Besuchersperrungen und die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts strikt befolgt. Das alles hat sich schon früh bewährt. Mitte März hatten wir bereits den ersten Corona Fall in der Klinik und haben ihn erfolgreich behandelt.

Im Vogtland hat Paracelsus eine eigene Corona-Ambulanz eingerichtet – in der Paracelsus-Klinik Reichenbach. Was ist ihre besondere Aufgabe?

Dr. Martin Ebert: Die Corona Ambulanz in Reichenbach soll vor allem helfen, die Patientenströme zu lenken. Nicht jeder, der sich krank fühlt, ist tatsächlich mit dem Corona-Virus infiziert. Und nicht jeder, der infiziert ist, muss gleich ins Krankenhaus. Wir brauchen die Behandlungskapazitäten für die schweren Fälle und haben deshalb in der Ambulanz ein System entwickelt um Patienten einzugruppieren und sie dann je nach Schwere der Erkrankung weiter zu behandeln. Außerdem wird es noch eine Corona Ambulanz in Markneukirchen geben.

Wer sollte zur Corona Ambulanz kommen und was wird dort gemacht?

Dr. Martin Ebert: Zunächst einmal müssen wir klar sagen, dass nicht jeder von sich aus nach Reichenbach kommen sollte. Es ist wichtig, zuerst Rücksprache mit dem Hausarzt oder dem Gesundheitsamt zu halten. Nur sie können Patienten zur Corona-Ambulanz schicken. Wir überprüfen dort zuerst, ob bestimmte Kriterien und Symptome vorliegen, wie etwa Fieber, trockener Husten, Abgeschlagenheit, Kopfschmerz, Atemnot oder auch der Aufenthalt in einem Risikogebiet. Dann wird ein Abstrich gemacht, Fieber gemessen und der Patient, wenn er milde Symptome hat, in der Regel nach Hause in Quarantäne geschickt. Das gilt solange, bis wir die Ergebnisse des Tests vorliegen haben, in der Regel ein bis zwei Tage. Aufgrund einer zunehmenden Testung kann sich das Testergebnis aber auch verzögern, diesbezüglich bitten wir um Verständnis. Dann wird entschieden, wie weiter behandelt wird. Nach unserer Erfahrung verläuft die Krankheit recht mild und weil es bisher keine zugelassene direkte medikamentöse Therapie dagegen gibt, empfehlen wir unsere Patienten, zu Hause zu bleiben und sie mit einer Behandlung der Symptome durchzustehen.

Was ist, wenn es mir schon sehr schlecht geht?

Dr. Martin Ebert: Natürlich nehmen wir Patienten, bei denen schwere Symptome der Erkrankung deutlich zu erkennen sind, auch sofort auf die Isolierstation auf. Niemand, der ernsthaft krank ist, wird nach Hause geschickt. Und Patienten mit schwerer Atemnot werden selbstverständlich mit dem Notarztwagen direkt nach Adorf gefahren. Dabei schaut sich der Arzt bereits im Rettungswagen den Patienten und die Symptomatik genau an, um festzulegen, wie weiter vorgegangen wird. Wenn Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung bedrohlich sind, geht es sofort auf die Intensivstation.

Können auch noch Patienten mit anderen Anliegen zu Ihnen kommen?

Dr. Martin Ebert: Ja, aber der Regelbetrieb unseres Hauses ist derzeit stark eingeschränkt. Das ist so auch staatlich vorgegeben. Wir operieren nur noch akute Fälle – zum Beispiel Knochenbrüche oder Leistenbrüche bzw. operativ zu versorgende Leiden, die keinen Aufschub dulden. Geplante Operationen wie Knie- oder Hüftgelenkersatz werden im Moment nicht mehr durchgeführt. Wer als regulärer Patient zu uns kommt, muss auch mit einigen Einschränkungen leben. So wird bei allen Patienten zunächst Fieber gemessen, Händewaschen und Händedesinfektion ist Pflicht und es muss Abstand gehalten werden. Das haben wir überall gekennzeichnet. Darüber hinaus trägt das gesamte Personal Masken und zum Teil auch Schutzkleidung. Davon sollte sich aber niemand irritieren lassen. Auch wenn wir Abstand halten müssen, kümmern wir uns doch freundlich um jeden Patienten.

Ihr Rat zum Schluss?

Dr. Martin Ebert: Deutschland ist gut vorbereitet. Wir haben bei Paracelsus gut vorgesorgt. Trotzdem heißt mein Appell: Helfen Sie uns, Engpässe zu vermeiden. Suchen Sie bitte zuerst Ihren Hausarzt auf. Er kann entscheiden, wie es weitergeht. Und darüber hinaus wünsche ich uns allen, dass wir gesund bleiben.

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