8. April 2022 

Trotz Parkinson den Alltag wieder meistern

Multimodale Parkinson-Komplextherapie an der Paracelsus-Klinik Bremen kombiniert wirksame Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene / Welt-Parkinson-Tag am 11. April will über die Krankheit aufklären und Verständnis wecken

Sie entwickelt sich schleichend, ist nicht heilbar und trifft vor allem Menschen über 50: Morbus Parkinson, die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach Alzheimer. Allein in Deutschland sind aktuell etwa 400.000 Menschen von ihr betroffen – aufgrund des demographischen Wandels mit steigender Tendenz. „Oft beginnt es mit einem unkontrollierbaren ersten Zittern, mit verlangsamten Bewegungen oder Muskelsteifheit”, erklärt Dr. med. Kouroush Dehghani, Chefarzt der Neurologie an der Paracelsus-Klinik Bremen. „Das deutet auf einen Mangel des Botenstoffs Dopamin hin, der im Gehirn produziert wird und unter anderem für die Bewegungssteuerung zuständig ist.” Anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April, will der Neurologe zur Aufklärung beitragen, um die Krankheit rechtzeitig erkennen und behandeln zu können. Denn gerade im Frühstadium können Medikamente die Beschwerden meist deutlich verbessern oder sogar zum vorläufigen Verschwinden bringen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Dosierung regelmäßig in einer spezialisierten neurologischen Klinik angepasst wird. In enger Zusammenarbeit mit ihrem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), an dem der Verlauf der Medikamentation ambulant begleitet und dokumentiert werden kann, bietet die Paracelsus-Klinik Bremen hier optimale Voraussetzungen.

Komplextherapie verbindet das Beste aus zwei Welten

„Die Patienten, die jedes Jahr zu uns kommen, haben individuell ganz unterschiedliche Symptome“, berichtet Dr. Dehghani. „Je nach Verlauf und Stadium der Erkrankung können, nach den ersten Jahren mit relativ milden Symptomen unter medikamentöser Therapie, zu den Gang- und Bewegungsstörungen zusätzlich auch Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme und Verdauungsstörungen, sogar Halluzinationen oder Depressionen und im weiteren Verlauf gegebenenfalls Demenz auftreten. Im Spätstadium brauchen Betroffene dann Unterstützung bei vielen Alltagsaktivitäten wie Essen, Trinken, Aufstehen, Gehen oder Körperpflege. Bewegungen fallen ihnen immer schwerer, manche sprechen sehr leise oder haben Schluckstörungen.“ Um das so weit wie möglich zu vermeiden bzw. einer Zunahme der Beschwerden entgegenzuwirken und den Betroffenen weiterhin eine Teilhabe am Leben in der Gesellschaft, in der Familie oder im Beruf zu ermöglichen, gibt es in Bremen an der Paracelsus-Klinik die Multimodale Parkinson-Komplextherapie. „Wenn die Symptome deutlicher werden, stellen wir die Medikamente um und verbinden interdisziplinär und sektorenübergreifend die akutmedizinische Therapie mit Methoden der medizinischen Rehabilitation”, erklärt der Chefarzt, der zugleich neben dem Facharzt für Neurologie mehrjährige Erfahrung in der Neurochirurgie und Neuropathologie hat und auch die Zusatzbezeichnung spezielle Schmertherapie besitzt. Dazu gehört einerseits die optimale medikamentöse Einstellung, bei komplizierteren Konstellationen auch über die Implementierung einer Medikamentenpumpe, die den notwendigen Wirkstoff (wie Apomorphin oder Duodopa) gezielt dosiert zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge steuert. Andererseits setzt man bei Paracelsus zusätzlich auf eine individuelle Kombination aus Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie und Neuropsychologie, um den Patientinnen und Patienten gezielt dort zu helfen, wo Defizite auftreten. Allein sieben Fachärzte arbeiten dazu fachübergreifend zusammen.

Bewegung unter Anleitung üben

Während des zwei- bis dreiwöchigen Aufenthalts im Rahmen der Parkinson-Komplextherapie erhalten Betroffene unter anderem Trainings zur Verbesserung der Motorik und Koordination, des Gedächtnisses oder auch der Gangsicherheit, der Sprache und des Schluckakts. Insgesamt siebeneinhalb Stunden angeleitete Therapie pro Woche sieht das Programm vor – täglich mehr als 1,5 Stunden individuelle Behandlung unter fachärztlicher neurologischer Leitung. Einer der Schwerpunkte ist dabei das Training von Alltagsbewegungen und -tätigkeiten. Hier kann die Paracelsus-Klinik Bremen mit einer Besonderheit aufwarten, dem sogenannten Lee Silverman Voice Treatment (LSVT BIG), einer ursprünglich in der Sprachtherapie angewandten Methode, die hier zur Behandlung der parkinson-typischen Bewegungsstörungen eingesetzt wird. Dabei werden, angeleitet von speziell ausgebildeten Physio- und Ergotherapeuten, maximal große Bewegungen trainiert. „Wir sind in Bremen in der Lage, diese sehr wirksame Form der Therapie schon zu einem frühen Zeitpunkt durchzuführen”, berichtet Dr. Dehghani. „So werden bisher ungenutzte Bewegungsmöglichkeiten (Reserven) der Patienten aktiviert. Das hilft vor allem im Alltag mobiler zu werden und Stürzen möglichst vorzubeugen.”

Den Umgang mit Parkinson erleichtern

Insgesamt wird durch die Kombination der unterschiedlichen Therapien die Beweglichkeit gefördert und Begleiterscheinungen wie Schlafstörungen, kognitive Einschränkungen, veränderter Blutdruck und Verdauungsprobleme werden übergreifend behandelt. Darüber hinaus erleichtern Methoden der speziellen Schmerztherapie, einer Expertise der Klinik, den Patienten den Umgang mit den Folgen ihrer Erkrankung. Ergänzend sieht der Aufenthalt in der Klinik individuelle Freiräume vor, in denen die Patienten selbstmotiviert Räumlichkeiten und Geräte für eigene Aktivitäten nutzen können. Auch bei atypischen Formen von Parkinson-Erkrankungen (PSP/MSA) hat sich diese Form der umfassenden Behandlung bewährt. „Betroffene können regelmäßig eine Parkinson-Komplextherapie auf Kassenkosten nutzen”, schließt Dr. Dehghani. „Sogar Angehörige können – natürlich immer unter Berücksichtigung der Vorgaben der Pandemie-Verordnung – begleitend und unterstützend mit in die Klinik kommen.” Wer die therapeutischen Möglichkeiten an der Paracelsus Klinik Bremen nutzen möchte, sollte sich für eine Überweisung an seinen Haus- oder Facharzt wenden.

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