Hilfe für Menschen mit Glücksspielsucht oder Mediensucht
Das Tippen beim Samstagslotto, das Setzen auf eine Zahl beim Roulette, ständiges Scrollen bei Instagram: Solche Situationen sind zunächst harmlos, können jedoch, wenn manifestiert, zum Grundstein einer Glücksspielsucht bzw. einer Mediensucht werden. Hat sich eine solche Medien- oder Glücksspielsucht manifestiert, ist Hilfe von Spezialisten meist unumgänglich.
Das folgende Therapieangebot für Betroffene ist ein Schwerpunkt unseres Fachbereichs Psychosomatik. Weitere Reha-Spezialkonzepte in unserer Paracelsus Wittekind-Klinik finden Sie hier.
Glücksspiel: Warten auf den Zufall
Beim Glücksspiel geht es um den Abschluss von Wetten auf vorwiegend zufallsbedingte Ereignisse unter Einsatz von Geld, Wertgegenständen oder Gegenleistungen. Wichtig ist, dass der Ausgang des Glücksspiels nicht vorhergesagt oder beeinflusst werden kann, sondern vom Zufall abhängt.
Geldspielautomaten, Roulette oder Lotterie gelten als reine Zufallsspiele. Es gibt aber auch Glücksspiele wie Pokern oder Sportwette mit einem gewissen Kompetenzanteil. Häufig schätzen Betroffene den Einfluss der eigenen Kompetenz als zu hoch ein.
Zu den klassischen Glücksspielen gehören:
- Glücksspiele an Geldspielautomaten
- Sportwetten
- Lotterien und Rubbellose
- Roulette, Poker, Kartenspiele
- Spiele im Spielcasino
- Lotterien
In Deutschland waren laut Daten aus 2021 2,3% der befragten Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren glücksspielsüchtig. Von den jährlich rund 650 Patientinnen und Patienten in der Paracelsus Wittekindklinik sind 7,5 bis 8 Prozent für eine Behandlung ihrer pathologischen Glücksspielsucht bzw. einer Mediensucht in unserer Klinik.
Im Folgenden lesen Sie, wie sich eine pathologische Glücksspielsucht bzw. eine Mediensucht entwickeln kann, welche Anzeichen es geben kann und was Sie bei einer psychosomatischen Rehamaßnahme in der Paracelsus Wittekindklinik erwartet.
Was kennzeichnet eine Mediensucht?
Handys und Smartphones sind kaum wegzudenken aus unserem Alltag. Wir halten Kontakt mit unseren Freunden, beantworten Emails, können von unterwegs nach Informationen suchen oder Einkäufe tätigen. Anzeichen für eine Mediensucht können sein: Ein überdurchschnittlicher Handykonsum, beispielsweise auf sozialen Plattformen, exzessiver Youtube-Konsum, das übermäßige Spielen von Computerspielen oder Nutzen von Konsolen wie Playstation oder Xbox – online und offline.
Anzeichen einer Glücksspiel- und Mediensucht
Bei einer Glücksspiel- oder Mediensucht wird ähnlich wie bei einer stoffgebundenen Abhängigkeit zwischen Gebrauch, Missbrauch und Sucht differenziert.
Beherrscht das Spielverhalten die persönliche Lebensführung oder erfolgt eine massive Beeinträchtigung der sozialen, beruflichen und materiellen Belange, kann sich daraus eine Glücksspiel- und Mediensucht entwickeln.
Folgende Fragen charakterisieren Suchtverhalten:
- Kreisen die Gedanken ständig um das Spielen, Gamen, Wetten, Chatten oder Surfen und bestimmen den Alltag?
- Besteht ein unkontrollierbarer Drang zu spielen?
- Werden hohe Schulden gemacht und alles verfügbare Geld eingesetzt?
- Werden reale Kontakte und Beziehungen zu Familie und Freunden vernachlässigt oder übliche Freizeitaktivitäten sowie die berufliche Arbeit treten in den Hintergrund und werden vernachlässigt?
Dass das Spielen zur Sucht zu wird, der Übergang vom Gebrauch zur Sucht, geschieht wie bei allen Suchtformen oft schleichend und fließend, für den Betroffenen / und Angehörige manchmal nur schwer wahrnehmbar.
Spielsüchtig? Was steckt dahinter?
Die Kindheit sollte vom Spielen geprägt sein – es gilt als elementare Grunderfahrung und als Bedürfnis aller Kinder. Das kindliche Spiel ermöglicht tiefe emotionale Erfahrungen, Wünsche und Träume zu äußern, soziale Rollen einzuüben und auch Vorstellungen von der persönlichen Zukunft zu entwickeln.
Gewinnt der Nervenkitzel beim Spielen im Erwachsenenalter jedoch mehr Raum, erhöhen sich häufig Einsätze und Spielfrequenz für einen weiteren Kick. Eine Spirale beginnt, in der sich das Leben um den Kick dreht. Familie, Job und Freizeit geraten in den Hintergrund. Der gewünschte Kick ist vergleichbar mit dem Rausch von Alkohol oder Drogen und führt ebenfalls in die Abhängigkeit. Während des Spielens können Emotionen unterdrückt und vergessen, Frust und Stress abgebaut oder Ängste überwunden werden. Allerdings werden mit zunehmender Spielzeit und eingesetztem Budget die Sorgen und Probleme im Alltag größer und die Verluste höher. In solchen Fällen erfordert eine Glücksspielsucht bzw. eine Mediensucht oft Hilfe von Spezialisten.
Pathologische Glücksspiel- und Mediensucht behandeln
Was Sie bei uns erwartet
Wir begleiten und unterstützen Sie auf dem Weg zu einer zufriedenen Glücksspiel-Abstinenz bzw. einem verantwortungsvollen Umgang mit elektronischen Medien in unterschiedlicher Form, an unterschiedlicher Stelle.
Wir möchten, dass Sie Ihr eigenes Leben ohne die Glücksspiel- und Mediensucht wieder aktiv in die Hand nehmen und bewältigen können. Dafür bieten wir Ihnen ein breites Angebotsspektrum mit dem Schwerpunkt auf der tiefenpsychologisch/psychoanalytischen Gruppen- und Einzeltherapie.
Unser Angebotsspektrum:
Einzeltherapie: Ermöglicht die individuelle Bearbeitung Ihrer Konflikte und Ängste und dient der Motivationsklärung. Sie kann als Ergänzung zur mehrmals pro Woche stattfindenden Gruppentherapie gesehen werden.
Gruppentherapie: Ermöglicht wertvollen Austausch mit anderen Betroffenen. Über den gemeinsamen Blick auf die individuellen Themen können Erfahrungen ausgetauscht, neue Perspektiven gewonnen und neue Strategien im Umgang mit Problemen und Herausforderungen – alternativ zum Suchtmittel – entwickelt und geübt werden.
Sport- und Bewegungstherapie: Bewegung ist verpflichtender Bestandteil unserer Therapie, wir bieten Ihnen Walkinggruppen im Freien, Hallensport, Ergometertraining und Schwimmen an.
Kunst- und Ergotherapie: Das kreative und aktivierende Arbeiten kann den Zugang zur eigenen Emotionalität erleichtern und holt nicht selten unbewusste, unbearbeitete Themen in den Vordergrund.
Entspannung: Zum Therapiekonzept gehören Yoga-Einheiten, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
Sozialdienst: Oft gibt es sozialrechtliche Fragen zu klären, insbesondere Problematiken, die im Zusammenhang mit dem Suchtverhalten entstanden sind. Dabei unterstützt Sie gerne unser Sozialdienst, um den Neustart zu Hause nach dem Therapie-Aufenthalt optimal vorzubereiten.
Mehr über die Gefahr und die Verharmlosung der Spielsucht erfahren Sie auch in unserem Blogbeitrag.