SehnSuchtblog
13. Juli 2022 

Praktikum als Sprungbrett für den beruflichen Neustart

“Süchtig nach Leben” – Jeder Weg in eine Abhängigkeit ist vielschichtig, facettenreich, sehr persönlich und individuell. Mit diesem SehnSuchtblog möchten wir die persönlichen Geschichten dahinter beleuchten, Suchttherapie-Möglichkeiten aufzeigen, bestärken, den Weg aus der Sucht zu gehen und Lebenslust versprühen. Denn: Das Leben ist schön, sogar wunderschön. Und zu schön, um es vom Suchtmittel beherrschen zu lassen.


Über die Entgiftung und die stationäre Entwöhnung in einer regionalen Suchtfachklinik ist Herr K. in unserer Bad Essener Adaption Paracelsus Berghofklinik II gelandet. Für den Schritt, im Anschluss an seine Langzeittherapie eine Adaptionsmaßnahmen zu durchlaufen, entschied er sich, weil ein beruflicher Neustart für ihn notwendig war und die Rückkehr an seinen alten Wohnort nicht in Frage kam. Insbesondere die Rückkehr in seinen alten Beruf mit viel Stress und fehlenden Strukturen war für den gelernten Handwerker keine Option.

Das Leben zurückgewonnen

Rund ein halbes Jahr dauerte sein Aufenthalt in unserer Adaptionseinrichtung. Die Zeit half ihm, seine finanzielle Situation und sein soziales Umfeld in geregelte Bahnen zu bringen. „Ich habe endlich wieder einen Überblick über mein Leben zurückgewonnen. Die Adaptionszeit bot mir einen guten unterstützenden Rahmen. Ich hatte Zeit, um vieles aufzuarbeiten. Meine sozialen Kontakte im alten Wohnort habe ich abgebrochen und mir durch die Therapie ein neues und gutes Netzwerk aufgebaut“, ergänzt er. Insbesondere auf sein neues Netzwerk ist er stolz. Aus der Therapie heraus entwickelten sich unterstützende Freundschaften für ihn. „Wenn etwas ist, kann ich mich dort melden. Das ist ein enorm wichtiges Gefühl für mich, zu wissen, dass ich darauf zurückgreifen kann“. In der Adaption habe er sich rückblickend sehr schnell eingelebt. Das lag, so Herr K., nicht zuletzt auch daran, dass er mit den Therapeuten auf einer Wellenlänge gewesen sei und eine vertrauensvolle Arbeit zwischen Therapeuten und Patient entstehen konnte.

Alles Schritt für Schritt

Nach der Eingewöhnungsphase in der Adaption stand auch für Herrn K. die Suche nach einem Praktikumsplatz an erster Stelle, um den beruflichen Neustart einzuleiten. Zunächst gewann er Einblicke in den Bereich Haustechnik, eher er für insgesamt sieben Wochen in einer handwerklichen Werkstatt Fuß fassen konnte. „Mein dortiger Arbeitgeber stand mir und meiner Vergangenheit sehr aufgeschlossen gegenüber. Ich hatte die Chance mich zu zeigen und konnte über meine Vergangenheit und meine Erkrankung offen sprechen“, berichtet er. Über die Zeit und in vielen Gesprächen zwischen ihm und seinem Praktikumsgeber ergab sich, dass dieser gerne eine Sparte seiner Werkstatt abgeben würde. Glücklicherweise eine Sparte, die Herrn K. Spaß macht. „Das war meine Chance. Eine Chance, die ich nie wieder bekomme. Meine Chance“  Das Sprungbrett für seinen beruflichen Neustart war geebnet. Daraufhin leitete Herr K. alle Schritte für seine Selbstständigkeit in die Wege. „Mein ehemaliger Chef unterstützt mich sehr beim Start. Die Werkstatt werden wir gemeinsam nutzen. Das hilft enorm, um mein Standbein vernünftig und in Ruhe aufbauen zu können. Alles Schritt für Schritt“, erzählt er mit einem Lächeln. Seine erreichte Abstinenz lässt er ebenfalls nicht aus dem Blick: für die Zeit nach der Adaption ist eine ambulante Weiterbehandlung bereits beantragt und unterstützt ihn ebenfalls auf dem Weg zu einer langfristig zufriedenen Abstinenz. Aktuell müssen noch Flyer entworfen und die Homepage erstellt werden, dann kann es losgehen. Seine Träume und Pläne für die nächste Zeit? „Ein neues Auto und, dass ich meinen Führerschein zurückbekomme!“

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