2. März 2020 

Gesunde Ernährung bei Parkinson: Liegt eine Schlüsselfunktion im Darm?

Bei vielen Erkrankungen wird darüber diskutiert und geforscht, in wie weit sich eine gesunde Ernährung positiv auf die Heilung auswirken kann. Auch bei Morbus Parkinson vermutet man mittlerweile, dass eine ballaststoffreiche und mediterrane Kost mit wenig Fleisch sowie tierischem Eiweiß vorteilhaft ist und Parkinsonbeschwerden verbessert werden können.

„Wir forschen seit Jahren zu Microorganismen im Darm bei Parkinson. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen zunehmend, dass der Darm und somit die Ernährung eine Schlüsselfunktion bei der Entstehung der Parkinsonkrankheit hat“, erklärt Frau Prof. Dr. Brit Mollenhauer, Oberärztin der Paracelsus-Elena-Klinik.

In einer Studie fand das Forschungsteam der Kasseler Elena-Klinik heraus, dass im Darm von Parkinsonpatienten vermehrt Bakterien vorkommen, die die Darmwand durchlässiger machen für Giftstoffe und Erreger. Diese Stoffe können die Entstehung der Parkinsonerkrankung möglicherweise begünstigen. Durch eine ballaststoffreiche Ernährung, so wird vermutet, werden diese schleimhautabbauenden Bakterien reduziert und die Schleimbarriere des Darms wieder aufgebaut und somit „abgedichtet“.

Eine Erkenntnis, die die Wissenschaftler bei der Suche nach der Krankheitsursache einen bedeutenden Schritt weiter bringen könnte. Daher wird die Frage nach dem bestmöglichen Ernährungskonzept für Parkinsonpatienten in den nächsten Jahren in der Elena-Klinik eine zentrale Rolle spielen. 

Fastenstudie an Paracelsus-Elena-Klinik

Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Michalsen, einem der renommiertesten Ernährungswissenschaftler Deutschlands, und der Universität Luxemburg werden an der Paracelsus-Elena-Klinik voraussichtlich ab diesem Sommer zwei Jahre lang Fastenstudien bei Rheuma- und Parkinsonpatienten durchgeführt.

„Ziel ist es mittels gezieltem Fasten das Microbiom im Darm und Entzündungsprozesse im Blut so zu verändern, dass die Erkrankung positiv beeinflusst wird,“ weiß Mollenhauer. Denn bei Erkrankungen, die mit Entzündungsprozessen einhergehen, kann das ärztlich begleitete Heil- oder Intervallfasten sogar zu einer Linderung der Beschwerden beitragen.

Prof. Michalsen ist jedoch sicher, dass nicht nur erkrankte Personen dringend über ihre Ernährung nachdenken sollten, sondern ein Großteil der Menschheit in Essgewohnheiten verfallen ist, die den menschlichen Körper negativ beeinflussen.

„Ich möchte einfach das Bewusstsein für eine gesunde und ausgewogene Ernährung schärfen“, sagt der Experte. Man wisse heute, je weniger industriell verarbeitet die Nahrung, umso gesünder sei sie. Ballaststoffreich, möglichst fleischfrei und reich an gesunden Fetten zum Beispiel aus Nüssen sollte sie sein.

Sehr überraschend dabei ist, dass der Ernährungsexperte vor allem Fisch und Milchprodukte für weit weniger gesund hält als gemeinhin propagiert. Ersteren vor allem wegen der hohen Belastung mit Umweltgiften, letztere auf Grund ihres hohen Protein- und Signalstoffgehalts. „Milch ist von Natur aus ein Wachstums-Cocktail für Kälber. Bei Erwachsenen ist dieser Effekt unerwünscht.“ Auch bei der Parkinsonerkrankung steht ein zu hoher Milchkonsum mittlerweile im Verdacht, die Erkrankung negativ beeinflussen zu können.

Es gibt zahlreiche noch nicht gänzlich erforschte Faktoren auf der Suche nach der passenden Ernährung bei Parkinson. „Das Wechselspiel zwischen mikrobiellen Lebensgemeinschaften im Darm und der Entwicklung neurodegenerativer Krankheiten wie Parkinson zu verstehen und so neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu entwickeln, wäre ein enormer Schritt zum Verständnis der Erkrankung“, so Prof. Mollenhauer über die Bedeutung der derzeitigen Ernährungsstudien.

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