27. Juli 2022 

Ganz nach dem Motto: Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten, Weitergehen

“Ich hab noch Leben” – Mit diesem authentischen Blog zum Thema Krebs, teilweise von Patientinnen und Patienten selbst aufgeschrieben, möchten wir Mut machen und verschiedene Wege zurück ins Leben aufzeigen. Denn eines haben wir von den Betroffenen gelernt: Das Leben ist immer lebenswert.

Diese Geschichte ist eine von vielen unserer onkologischen Patientinnen und Patienten. Weitere Geschichten haben wir hier im Menü für Sie verlinkt. Schauen Sie rein. Jede einzelne geht ans Herz!


Sabine Wegen, 58, CUP-Syndrom

CUP-Syndrom? Was sich dahinter verbirgt, ist eine spezielle Krebserkrankung. Beim CUP-Syndrom werden Metastasen im Körper gefunden, der Ursprungstumor jedoch nicht. Daher stammt auch die Bezeichnung CUP „Cancer of Unknown Primary“, deutsch: „Krebs bei unbekanntem Primärtumor“. Die Symptome und der Krankheitsverlauf hängen davon ab, woher die Krebszellen stammen und wo sie sich angesiedelt haben. Sabine Wegen muss schnell feststellen, dass diese spezielle Krebsart nicht nur sie, sondern auch ihre Ärzte an ihre Grenzen bringt.

Zurück zum Anfang

Sabine Wegen, aus Moers, erkannte vor zwei Jahren etwas Großes und Unangenehmes in ihrem Leistenbereich. Ein Gang zum Hausarzt endetet mit Untersuchungen im Krankenhaus. „Ein Arzt folgte hier dem nächsten. Alle wollten ein Auge auf mich und meine Leiste werfen“. Entlassen wurde sie mit der Diagnose: Fuß- oder Nagelpilz.
Zeit zum Aufatmen blieb Sabine Wegen jedoch nicht. Im Gegenteil. Fuß- oder Nagelpilz? Wie soll ich mir mitten im Lockdown, wo doch alle Einrichtungen zu sind, diesen eingefangen haben, zweifelte sie die Diagnose an. Nachdem die Schmerzen nicht besser wurden, bekam sie schließlich eine Überweisung in die Gynäkologie. Die endgültige Diagnose, ob es sich um eine Krebserkrankung handelte, stellte ihr Arzt nach einer Lymphknotenbiopsie. Die innerlichen Befürchtungen wurden wahr: die Lymphknoten im Leistenbereich waren voller Metastasen. Dass man bei Sabine Wegen jedoch keinen Ausgangstumor gefunden hat, war nicht nur für sie eine schwere Kost, die erst einmal verdaut werden musste. Auch, dass man ihr keine Lebenserwartung vorhersagen konnte, gab ihr zu denken. „Mir wurde heiß, kalt und ein wenig schlecht zugleich“, fasste Sabine ihre erste Reaktion im Krankenhaus zusammen.

Reaktionen ihrer Familie

Nach der Diagnosestellung rief sie ihren Mann an, welcher sich in Österreich im Wanderurlaub befand. Eine Schocknachricht auch für ihren Mann. „Es ist Krebs!“ Erst mit dem Aussprechen dieser Worte realisierte Sabine Wegen ihre Verfassung. „Ich sank auf eine Bank vor dem Krankenhaus. Die Tränen liefen und liefen. Doch dann kam mir mein Sohn in den Sinn, der völlig ahnungslos bei MacDonalds um die Ecke auf mich wartete.“ Sie nahm ihre Kraft zusammen und trat als starke Mutter ihrem Sohn gegenüber. Mütter müssen nun mal Stärke beweisen, sagte sie sich. „Mama, willst du eine Cola? Ne, nur ein Wasser.“ An diese Situation erinnert sich Sabine noch genau. Ihr Sohn merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Nachricht, dass es Krebs ist, schockierte ihre ganze Familie. „Auch meine Mutter und mein ältester Sohn konnten die Tränen nicht zurückhalten. Wenn ich an die Gespräche zurückdenke, dann kommen mir noch heute selbst die Tränen“, erzählt Sabine gefasst. Doch Sabine schafft es, nicht nur ihre Familie zu beruhigen, sondern denkt selbst positiv. „Ich habe schon vieles in meinem Leben überwunden, meinen schweren Fahrradunfall, die Diagnose Morbus Crohn, so werde ich auch den Krebs schaffen.“ Aufgeben ist definitiv keine Option.  

Therapie

Im September 2020 entfernte man ihr operativ einen faustgroßen Lymphknoten im rechten Leistenbereich. Im Oktober folgte erneut eine Operation, denn auch im linken Leistenbereich befanden sich zwei faustgroße Lymphknoten. „Faustgroß. Das muss man sich einmal vorstellen. Denn ein normaler Lymphknoten ist nur bis zu 1 cm groß.“
Im Krankenhaus war ein treuer Begleiter stets an Sabines Seite: ihr Teddy. Lächerlich für eine Frau ihres Alters? Überhaupt nicht. Und Sabine Wegen kann nur jedem Betroffenen raten, ein Stück Heimat, etwas Liebes und Aufmunterndes mit ins Krankenhaus zu nehmen. Ihr Teddy, der eine ganz besondere Bedeutung für sie mitbrachte, war steter Trostspender und wartete während der Untersuchungen jedes Mal an ihrem Bett auf sie. „Natürlich hätte man sich Besuch am Krankenbett gewünscht, aber durch den Corona-Lockdown war das leider nicht möglich.“
Nach den Operationen folgten Chemotherapie und Bestrahlung. „Die Chemo habe ich ganz gut vertragen, ich bin auch froh, dass alle Haare noch an Ort und Stelle sind. Die Bestrahlung hingegen war die reinste Hölle für mich.“ Die schlimmste Nebenwirkung war, dass durch die starke Bestrahlung meine Haut an den Beinen schwarz wurde, erinnert sich Sabine Wegen zurück. Jeder Schritt, jede Bewegung war absolut schmerzhaft. Schwarztee-Sitzbäder haben ihr durch manche unaushaltbaren Stunden geholfen, grinst sie.

Optimus nie verloren

Sabines Familie hat ihr während der Krebstherapie stets den Rücken gestärkt. Doch auch auf Sabines eigene Kräfte, ihre durchweg positive Art und unablässigen Optimismus war Verlass. Sabines Geheimrezept dabei: sich nicht unterkriegen lassen und negative Gedanken einfach gar nicht erst anzunehmen. „Ich lebe nach dem Motto: Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten und weiter geht es. Das hat mich durch die ein oder andere Erkrankung getragen und begleitet mich auch durch die Krebstherapie.“

Ab und zu ins Kissen weinen oder die ein oder andere Folgeerkrankung gehören zum Leben dazu. Davon ist Sabine überzeugt und ist froh über die Möglichkeit einer onkologischen Rehabilitation. „Hier in der Paracelsus Klinik am See kann ich mich für ein paar Wochen nur um mich und meine Gesundheit kümmern. Das tut sehr gut. Zu Hause bin ich in Routinen des Alltags gefangen, so dass die eigene Zeit oft zu kurz kommt.“ Und nach der Reha? Sabine strebt die Rente an und mit der vermehrten Freizeit weiß sie auch schon etwas anzufangen. Der Näh- und Spanischkurs und die im Herbst geplante Mallorca Reise stehen schon in den Startlöchern.

Doch eins bleibt: die Nervosität vor jedem Kontrolltermin!

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