Fokussierter Ultraschall im Überblick
Ein starkes, unkontrolliertes Zittern der Hände (Tremor genannt) schränkt viele Patienten mit essenziellem Tremor (Haltezittern) erheblich in ihrer Lebensqualität ein. Neben Medikamenten und einer Tiefen-Hirnstimulation kann der fokussierte Ultraschall das Zittern bei essenziellem Tremor deutlich verringern – und das ohne operativen Eingriff. Daher werden bei diesem neuen Verfahren Operationsrisiken vermindert und Komplikationen reduziert.
Die Methode nutzt mittels Ultraschall geführte und per Magnetresonanztherapie (MRT, Kernspintomographie) gezielt unter Sicht auf das Gehirn eingebrachte Schallwellen, die ihre Wirkung tief im Gehirn entfalten. Die Ultraschallwellen werden auf einen kleinen Punkt im Gehirn fokussiert, der für das unkontrollierte Zittern der Hände bei essenziellem Tremor verantwortlich ist. Dadurch steigt die Temperatur an diesem Punkt hoch genug, um eine kleine Verödung auf einer Seite des Gehirns zu erzeugen, so dass das Zittern einseitig nachlässt.
Durch das geringe Risiko des Eingriffs können die Patient*innen in der Regel bereits nach wenigen Tagen mit erheblicher Verbesserung ihrer Symptome entlassen werden. Der fokussierte Ultraschall wird routinemäßig einseitig angewendet, so dass der Tremor auf einer Körperseite stark reduziert werden kann. Er bietet für die Patient*innen eine Behandlungsmöglichkeit, die auf mehrere Medikamente nicht ausreichend ansprechen.
Dieses schonende Verfahren heißt „Magnetresonanztomografie-gesteuerte hochfokussierte Ultraschallwellentherapie“ (MRgFUS). Die Paracelsus-Elena-Klinik ist eines von drei Zentren in Deutschland, die dieses Verfahren für anbieten.
Weitere Informationen zum Verfahren und das Gerät finden Sie beim Hersteller.
Was passiert beim fokussierten Ultraschall?
Die zu behandelnde Person liegt in einem Magnet-Resonanz-Tomographen (MRT). Unter Sicht- und Temperaturkontrolle im MRT werden die Ultraschallwellen auf einen nur wenige Millimeter großen Hirnbereich fokussiert, punktgenau gebündelt und in Wärme umgewandelt. Dadurch kommt es zur Verödung eines kleinen Hirnareals, das den Tremor auslöst. Der umliegende Bereich bleibt davon unberührt.
Ultraschallsender anbringen
Auf dem Kopf der behandelten Person wird zunächst eine Art Helm mit über 1.000 kleinen Ultraschallsendern angebracht. In diesem Helm zirkuliert Wasser, das die ganze Zeit die Kopfhaut kühlt. Zudem wird der Kopf in der MRT-Röhre durch ein Gestell fixiert.
Betroffene Stelle finden
Im MRT erstellt das behandelnde Ärzteteam eine sehr genaue dreidimensionale Karte des betroffenen Bereichs im Gehirn. Dieser ist nur etwa zwei Millimeter groß. Anschließend wird der fokussierte Ultraschall auf genau diese Stelle gerichtet. Mit einer reduzierten Temperatur von 50 Grad Celsius wird der Effekt des Ultraschalls geprüft. Bei dieser Temperatur ist der Effekt nur vorübergehend. Der Patient ist bei der Behandlung wach und ansprechbar und kommuniziert mit dem Behandlungsteam.
Mit Hitze behandeln
Ist der exakte Punkt im Gehirn gefunden, kommt der entscheidende Schritt. Bei 57 bis 60 Grad Celsius werden die betroffenen Nervenzellen mit den gebündelten Schallwellen ausgeschaltet. Das kann in mehreren Intervallen stattfinden. Währenddessen erzeugt das MRT laufend Bilder zur Kontrolle.
Das gesamte Prozedere dauert etwa drei bis vier Stunden.
Wie schnell wirkt die Behandlung? Wie schmerzhaft ist sie?
In den meisten Fällen verbessert sich das Zittern unmittelbar nach dem Eingriff. Der positive Effekt verstärkt sich zudem innerhalb der ersten Stunden nach der Behandlung. Das Verfahren ist weitgehend schmerzlos, da dem Gehirn ein Schmerzempfinden fehlt.
Voraussetzungen für den Ultraschall
Fokussierter Ultraschall empfiehlt sich, wenn:
- Betroffene einen schweren essentiellen Tremor haben
- Mehrere Medikamente nicht ausreichend helfen
- Eine Tiefe Hirnstimulation nicht infrage kommt