14. März 2022 

Dürfen Krebspatienten fasten?

Während der Fastenzeit fragen sich auch Krebspatienten, ob Fasten, speziell bei Darmkrebs, für sie empfehlenswert ist. Die Paracelsus Klinik Scheidegg rät bei einer akuten Tumorerkrankung davon ab und plädiert stattdessen für gesunde Ernährung, viel Bewegung und die Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen.

Scheidegg, 14. März 2022. Sobald das Frühjahr naht, stellen viele Menschen fest, dass sich über den Winter etwas Winterspeck angesammelt hat. Verschiedenste Diäten haben jetzt Hochkonjunktur. Die Fastenzeit ist für viele ein guter Zeitpunkt, mit dem Verzichten zu beginnen. Immer mehr Menschen entscheiden sich fürs klassische Heilfasten. Es soll schließlich den gesamten Körper reinigen, sozusagen entgiften. Daher stellt sich die Frage, ob eine Fasten auch für Krebspatienten, gerade während oder nach einer Chemo- und/oder Strahlentherapie, empfehlenswert bzw. eine sinnvolle Ergänzung ist.

Die beiden Chefärzte der Paracelsus Klinik Scheidegg, Dr. Thomas Bingger und Dr. Wolfgang Bair, stellen hier klar: Während einer Chemo- oder Strahlentherapie sollten Krebspatienten gar nicht fasten. Die Belastung für den Körper wäre einfach zu groß. Das gilt für alle Tumorpatienten, aber speziell für diejenigen, die ohnehin schon mit zu geringem Gewicht zu kämpfen haben.

Wenn keine aktive Tumorerkrankung vorliegt, steht auch Krebspatienten einer Fastenkur, wie z.B. einer Mayr oder einer Schroth Kur, nichts im Wege. Jedoch nur maximal über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen und nur nach Abklärung mit dem behandelnden Onkologen, am besten sogar unter ärztlicher Aufsicht.

Verhindert Fasten die Entstehung von Krebs?

Allein in Deutschland erkranken rund 61.000 Personen jährlich an einem Darmtumor. Damit zählt er zu den zweithäufigsten Krebserkrankungen.

Ob Fasten Krebserkrankungen wie einen Darmtumor vorbeugen kann, ist wissenschaftlich nicht belegt. „Es gibt keine Krebsdiät und Aushungern kann man den Krebs auch nicht“, erklärt Dr. Thomas Bingger und fügt hinzu: „Jedoch kann eine gesunde Ernährung das Risiko vieler Krankheiten, auch Tumorerkrankungen wie Darmkrebs, reduzieren“.

Gesunde Ernährung senkt Tumorrisiko

Das bedeutet weniger als 500 g rotes Fleisch pro Woche, dafür ein- bis zweimal in der Woche Fisch essen. Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl sollte man zur Vollkornvariante greifen. „Wir wissen, dass sie im Vergleich zu Weißmehlprodukten nicht nur länger sättigen und mehr Nährstoffe enthalten, sondern auch das Risiko senken können, an Dickdarmkrebs zu erkranken,“ erklärt Dr. Bair.

Zu einer gesunden Ernährung gehören täglich drei Portionen Gemüse, ca. 400 g und zwei Portionen Obst, ca. 250 g. Bei Obst erreicht man das schon mit einem Apfel und einer Kiwi am Tag. Hülsenfrüchten wie Linsen, Bohnen oder Kichererbsen bieten eine schöne Ergänzung zu Salat, Rohkost und gedünstetem Gemüse.

Auch Milch und Milchprodukte können das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, minimieren und verbessern außerdem die Knochengesundheit. Ein Naturjoghurt ist einem fertig verarbeiteten Produkt vorzuziehen. Es enthält weniger Zucker, ganz abgesehen von anderen Zusatzstoffen. Wer will, kann es mit Früchten oder Gewürzen, wie z.B. Zimt, schnell und einfach aufpeppen.

Ernährungsberatung unterstützt Krebspatienten

In der Paracelsus Klinik Scheidegg lernen Patienten während ihres Reha-Aufenthalts, was gesunde Ernährung ausmacht. Die Ernährungsberatung in Form von Vorträgen und bei Bedarf Einzelberatungen ist Bestandteil des Therapiekonzepts.

Gerade für Patienten mit Tumoren der Verdauungsorgane ist das sehr wichtig. Hier geht man auf die individuellen Bedürfnisse und Beschwerden der Patienten ein. So erhalten sie z.B. wertvolle Tipps wie man Stuhlunregelmäßigkeiten und die damit im Alltag verbundenen Schwierigkeiten verhindern kann.

Gesunder Lebensstil unterstützt die Krebsvorsorge

Insgesamt ist ein gesunder Lebensstil zur Vorbeugung vieler Erkrankungen, auch Krebs, wichtig. Dazu gehören neben der gesunden Ernährung viel Bewegung, wenig Alkohol und Rauchverzicht. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Sport und Bewegung das Krebs- und Rezidivrisiko um 20 bis 30 Prozent verringern können.

Wichtig ist die dabei Regelmäßigkeit. Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt 3 Trainingseinheiten von 60 Minuten pro Woche. Alternativ kann man auch 5 bis 6 Mal pro Woche 30 Minuten einplanen. Dabei variiert man idealerweise zwischen einem Ausdauer-, Kraft-, Koordinations- und Beweglichkeitstraining.

Vorsorgetermine wahrnehmen

Die beiden Chefärzte der Paracelsus Klinik Scheidegg weisen außerdem explizit auf die Wichtigkeit von Vorsorgeuntersuchungen hin. Denn gerade Darmkrebs lässt sich durch eine frühzeitige Diagnose verhindern oder in den meisten Fällen heilen.

Leider ging jedoch bei der Paracelsus Klinik Scheidegg die Anzahl der Patienten, die nach einer Darmkrebserkrankung zur Reha kommen, im vergangenen Jahr zurück. „Wir wissen, dass auch Darmkrebs-OP’s rückläufig sind“, erklärt Dr. Bair. „Das ist hauptsächlich auf nicht durchgeführte Vorsorgeuntersuchungen zurückzuführen“, ergänzt Dr. Bingger. Denn werden Tumore nicht erkannt, wird auch nicht operiert.

Während der Pandemie haben viele auf einen Arztbesuch sowie auf Krebsvorsorge verzichtet. Eine zu spät erkannte Erkrankung kann jedoch gerade bei Darmkrebs leider zu erheblichen Folgen wie z.B. einem künstlichen Darmausgang führen.

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