In unserem Alltag sind übermäßiger Körperkult und Optimierungsdrang, die Bewertung unseres äußeren Erscheinungsbildes und unseres Körpers allgegenwärtig. Insbesondere die Sozialen Medien rund um Facebook, Instagram und Co pushen diese Wahrnehmung immens. Spielendleicht werden wir über Fotos und Videos mit fälschlichen Erwartungen, Normen und Maßen rund um unseren Körper konfrontiert, sodass insbesondere Abweichungen starke Selbstzweifel und Unsicherheiten hervorrufen können. Gleichzeitig besteht ein ungebrochenes öffentliches Interesse am Thema Essstörungen und den Hilfsangeboten für Betroffene mit einem hohen Leidensdruck sowie dem Wunsch nach mehr Aufklärung über die Formen Bulimie, Anorexie oder Binge Eating. Woran liegt das?
Per se gehört die Nahrungsaufnahme zu unseren Grundbedürfnissen. Sie dient dazu, die Körperfunktionen und den Organismus aufrecht zu erhalten, sie verschafft dem Körper Energie und macht ihn leistungsfähig. Um auf der anderen Seite vorgelebten gesellschaftlichen Bildern zu entsprechen, kann das Grundbedürfnis in den Hintergrund rücken. Fatal daran: Wird dieses Grundbedürfnis durch eine Essstörung vernachlässigt, können schwerwiegende körperliche Konsequenzen sogar bis zum Tod drohen.
Kennzeichen einer Bulimie
Eine Form der Essstörung ist die Bulimia nervosa, umgangssprachlich Bulimie. Sie ist für Außenstehende häufig auf den ersten Blick nicht erkennbar, da Betroffene im Regelfall normalgewichtig sind. Die übermäßige gedankliche und andauernde Beschäftigung mit dem Thema „Essen“ ist charakteristisch. Hinzu kommt das unwiderstehliche Verlangen nach Nahrungsmitteln verbunden mit Essattacken und einem Kontrollverlust während der Essanfälle, die meist im Verborgenen stattfinden. In sehr kurzer Zeit wird ohne Kontrolle und Maß eine große Menge Nahrung verzehrt. Als Kompensation der Essattacken und Vermeidung von Gewichtszunahme steuern Betroffene mit unterschiedlichen Verhaltensweisen gegen. Dazu zählt das selbst herbeigeführte Erbrechen unmittelbar nach dem Essen. Weit fortgeschrittene Erkrankte leben im schlimmsten Fall in einem dauerhaften Zyklus aus Essen und Erbrechen.
Kontrolle über das eigene Gewicht
Um die Kontrolle über das eigene Gewicht zu behalten, kommt es zudem häufig zu einem missbräuchlichen Konsum von Abführmitteln, Appetitzüglern oder anderen Medikamenten. Über bewusstes Fasten, Diäten oder exzessiven Sportdrang wird ebenfalls eine Regulierung der Gewichtszunahme herbeigeführt. Insbesondere die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Lebensmittel konsumiert werden dürfen und welche nicht, wird sehr intensiv betrieben. Bei Essanfällen werden vor allem schnell verfügbare, kalorienreiche und eigentlich verbotene Lebensmittel verzehrt.
Die Furcht davor, dick zu werden
Im Regelfall sind Patienten mit einer Bulimie normalgewichtig, jedoch unzufrieden mit Körpergewicht und Figur. Eine fest definierte Gewichtsgrenze gilt es mit aller Anstrengung einzuhalten. Nicht selten liegt diese Grenze jedoch unter dem optimalen und medizinisch „gesunden“ Gewicht. Die Folge ist der Verzicht auf Essen, eine eingeschränkte Lebensmittelauswahl oder auch unregelmäßige Essenszeiten. Alle Anstrengungen resultieren somit aus der krankhaften Furcht, dick zu werden, und dem Wunsch nach Kontrolle, begünstigen aber auch einen dauerhaften Hungerzustand und letztendlich Essattacken. Ein sich selbst aufrechterhaltender Teufelskreis bedingt durch wiederkehrende Mangelzustände, Kontrollverluste und Essanfälle, Kompensation, Ängste und Schuldgefühle.
Geringes Selbstwertgefühl
Nicht selten gibt es in der Vorgeschichte von Betroffenen Phasen von Anorexie. Das betrifft ca. 1/3 der Patientinnen und Patienten. Gegenüber dem sozialen Umfeld wird die Verhaltensweise oftmals verheimlicht und bleibt jahrelang unerkannt, da eine Bulimie mit starken Schamgefühlen einhergeht. Vielfach ist das Selbstwertgefühl sehr gering ausgeprägt, da die eigene Selbstbewertung unmittelbar mit der eigenen Figur und dem Körpergewicht verknüpft wird. Bedeutet: Erst mit einem schlanken Körper bin ich etwas wert und werde wahrgenommen. Hinzu kommt, dass viele Betroffene Gefühle wie Traurigkeit, Wut oder Enttäuschung, aber auch Wünsche und Bedürfnisse unterdrücken und durch die Beschäftigung mit dem Essen verdrängen und kompensieren.
Therapiemöglichkeiten bei Paracelsus
In den psychosomatischen Rehakliniken Paracelsus Wittekindklinik in Bad Essen und Paracelsus Roswithaklinik in Bad Gandersheim kann das Krankheitsbild Bulimie psychotherapeutisch behandelt werden. Die dortigen speziellen Therapieangebote bieten einen optimalen Therapierahmen, um Betroffene dabei zu unterstützen, ihr Essverhalten wieder zu normalisieren, die individuellen Ursachen ihrer Essstörung herauszufinden und bei der Bewältigung innerer Konflikte neue Wege zu gehen.