paVK – periphere arterielle Verschlusskrankheit

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (paVK) ist eine chronische arterielle Verschlusskrankheit der Extremitäten, auch Schaufensterkrankheit genannt. Bei der Erkrankung kommt es durch eine Verengung (Stenose) oder den Verschluss (Okklusion) der Arterien zu Durchblutungsstörungen. In den meisten Fällen tritt die paVK in den Beinen auf, seltener sind die Arme betroffen. Ursache einer chronischen peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ist meist eine manifestierte Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Im folgenden Klären wir über die Symptome, Diagnostik und Behandlung der paVK auf.

Zu den Symptome der stark unterschätzten Gefäßerkrankung zählen krampfhafte Schmerzen beim Gehen, die im fortgeschrittenen Stadium auch im Ruhezustand und nachts auftreten. Betroffene suchen oft erst spät ärztlichen Rat, was die Lebenserwartung der Betroffenen deutlich reduziert. Unbehandelt kann es zu lebensbedrohlichen Infektionen führen. Im Schnitt verringert eine paVK die Lebenserwartung um ca. 10 Jahre. Statistisch gesehen liegt die Lebenserwartung von paVK-Erkrankten unter der vieler Krebserkrankungen. Häufig sind nicht nur die Schlagadern der Beine verengt, sondern auch die Arterien, die Herz und Gehirn versorgen. Erkrankte haben daher ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Deshalb ist es wichtig, Gefäßkrankheiten vorzubeugen, sie so früh wie möglich zu erkennen und gezielt von Gefäßchirurgen behandeln zu lassen. Ältere Menschen sowie Männer sind häufiger an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit betroffen. Für Diabetiker ist die paVK besonders gefährlich, da sie aufgrund einer diabetischen Nervenschädigung (Polyneuropathie) selbst bei weit fortgeschrittener Erkrankung meist keine Beschwerden spüren.

Symbolbild eines abrollenden Fußes zum Thema der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK) und die Behandlung der paVK.

Symptome und Stadien einer paVK

Welche Symptome können auftreten?

Art und Schwere der Symptome nehmen mit fortschreitendem Stadium der Erkrankung zu. Man teilt die periphere arterielle Verschlusskrankheit nach Fontaine in vier Stadien ein.

Stadien einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit/Fontaine-Klassifikation

Stadium I Die Engstelle (Stenose) im Gefäß ist so gering, dass sie keine Beschwerden verursacht. Die Erkrankung wird meistens zufällig (z.B. bei einer Gefäßuntersuchung) festgestellt. Erste Anzeichen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit sind blasse, kalte Beine und ein fehlender oder schwacher Puls über den Beinschlagadern.

Stadium II Der Patient verspürt manchmal schon nach kurzer Gehstrecke belastungsabhängige krampfhafte Schmerzen, meist in der Wade (selten im Oberschenkel, im Hüft-/Gesäßbereich oder Fuß). Mit fortschreitender Erkrankung wird die maximale schmerzfreie Gehstrecke immer kürzer.

Stadium III Die Durchblutung und damit auch Sauerstoffversorgung ist so weit vermindert, dass die Schmerzen auch im Ruhezustand, im Liegen und nachts auftreten. Betroffene stehen häufig auf und laufen umher, um die Schmerzen zu lindern.

Stadium IV Die Durchblutungsstörung führt zum Absterben des Gewebes. Es kommt zu schlecht abheilenden Geschwüren und Schwarzverfärbungen von einzelnen Zehen oder dem ganzen Fuß. Kleine Wunden heilen nicht mehr ab und werden immer größer. Ohne eine Behandlung der paVK drohen lebensgefährliche Infektionen.

Ab Stadium III und IV besteht unmittelbare Amputationsgefahr.

Diagnostik einer paVK

In den meisten Fällen kann der Gefäßchirurg eine paVK bereits nach einem ausführlichen Anamnesegespräch sowie einer einfachen körperlichen Untersuchung feststellen und ihren Schweregrad bestimmen.

Für die Diagnostik fragt der Arzt nach typischen Beschwerden, Vorerkrankungen, möglichen Risikofaktoren für eine Arteriosklerose und Begleiterkrankungen. Auch die individuelle Gehstrecke und der damit verbundene Leidensdruck wird besprochen. Dann untersucht der Gefäßchirurg die Beine nach typischen Zeichen einer Durchblutungsstörung. Anzeichen sind fehlender oder schwacher Puls über den Beinschlagadern, blasse, kalte Beine, nicht heilende Wunden, Geschwüre und Verfärbungen.

Weitere diagnostische Methoden:

Knöchel-Arm-Index

Mit der Untersuchung kann schnell und mit hoher Sicherheit festgestellt werden, ob eine paVK vorliegt und wie fortgeschritten die Erkrankung ist, selbst wenn (noch) keine Beschwerden bestehen. Mit einer Brutdruckmanschette misst der Arzt den Blutdruck an den Oberarmen und den Knöcheln der Beine, und vermittelt das Verhältnis zwischen ihnen. Um den sogenannten Knöchel-Arm-Index zu bestimmen wird der höhere Blutdruckwert am Knöchel durch den höheren Blutdruckwert des Arms geteilt. Bei gesunden Menschen stimmen die Werte nahezu überein und der Index liegt bei 1 oder etwas drüber. Ist der Index kleiner als 0,9 liegt eine paVK vor. Unterscheiden sich die die Blutdruckwerte der beiden Oberarme, deutet das auf eine Störung in der Halsschlagader hin und weitere Untersuchungen sind zeitnah notwendig.

Messung des Sauerstoffdruckes im Gewebe

Mit der Methode kann der Sauerstoffdruck im Gewebe ermittelt werden und der Fortschritt der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit bestimmt werden.

Ultraschalluntersuchung

In einer Ultraschalluntersuchung können Blutgefäße schmerzfrei und schnell sichtbar gemacht werden. Somit erhält der Gefäßchirurg Aufschluss über die Beschaffenheit, den Durchmesser und den Verlauf der Blutgefäße sowie über die Richtung und Geschwindigkeit des Blutflusses, die Wanddicke und arteriosklerotische Ablagerungen und kann Gefäßverengungen feststellen und abmessen.

Computertomografie

Bei der Röntgenuntersuchung werden mithilfe eines Computertomographen dreidimensionale Bilder/Schichtbilder der Arterien gemacht. Kleine Strukturen können besonders beurteilt werden. Die Strahlenbelastung ist bei der Untersuchungsmethode höher als bei einer Ultraschalluntersuchung.

Angiografie

Sind die Ergebnisse nicht eindeutig oder steht eine Gefäßoperation an, wird eine Röntgen-Untersuchung mit einem Kontrastmittel durchgeführt, um die Begebenheit der Schlagadern und mögliche Verengungen sichtbar zu machen.

Magnetresonanz-Angiografie

Sollen mögliche Risikofaktoren wie hohe Cholesterinwerte überprüft werden oder sind hochaufgelöste Bilder des gesamten Gefäßnetzes nötig, wird eine Magnetresonanz-Angiografie durchgeführt. Die Untersuchung erfolgt auf der Basis einer Kernspintomografie (MRT). Hierbei werden keine Röntgenstrahlen eingesetzt. Ein MRT ist bei Patienten mit Herzschrittmachern oder Implantaten aus Metall nicht möglich.

mikroskopische Betrachtung

Kleine Gefäße im Nagelbett werden unter dem Mikroskop angesehen.

Behandlung der paVK

Endovaskuläre Verfahren

Bei der schonenden Therapie im Rahmen der paVK-Behandlung werden die Gefäße mittels Ballon (PTA) oder Stents aufgedehnt. Die meisten Gefäße des Körpers können mithilfe von Drähten oder Kathetern durch einfache Punktionen an Armen oder Beinen in örtlicher Betäubung erreicht werden. Der Eingriff ist minimal.

Operative Verfahren

Die betroffenen Gefäße werden in einer Operation freigelegt. Ablagerungen werden ausgeschält. Anschließend wird eine sogenannte Erweiterungsplastik eingesetzt.

Bypassoperation bei langstreckigen Verschlüssen

Hier erfolgt eine Umgehung der erkrankten Gefäße durch einen natürlichen oder künstlichen Blutleiter. Vorzüglich werden körpereigene Venen verwendet.

Einsatz von Medikamenten / antithrombotische Therapie

Hierbei werden bestimmte Medikamente verabreicht, die das Risiko von Herz-Kreislauf-Problemen verringern, die Blutverklumpung hemmen sowie die Blutfettwerte senken. Dadurch soll das Risiko auf Amputationen und Schlaganfälle minimiert werden. Je nach dem individuellen Allgemeinzustand des Patienten, bestehender Vorerkrankungen, dem Fortschritt der paVK-Erkrankung und dem Blutungsrisiko werden verschiedene Medikamente angewendet.

Risikofaktoren für eine periphere arterielle Verschlusskrankheit

Durchblutungsstörungen wie Arteriosklerose werden durch folgende Faktoren begünstigt:

  • Rauchen
  • hoher Blutdruck
  • hohe Blutfettwerte
  • Diabetes
  • Übergewicht
  • ungesunde Ernährung
  • mangelnde Bewegung
  • genetische Veranlagung

Die davon bedingten Durchblutungsstörungen können nicht nur zur Schaufensterkrankheit und/oder zum Raucherbein mit drohender Amputation führen. Auch Herzinfarkt und Schlaganfall können durch Durchblutungsstörungen auftreten. Deshalb ist es wichtig, Gefäßkrankheiten vorzubeugen, sie so früh wie möglich zu erkennen und gezielt von Gefäßchirurgen behandeln zu lassen.

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