21. September 2023 

Kombi-Reha stärkt Familien

Jedes Jahr am dritten Septemberwochenende findet der Deutsche Reha-Tag statt. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Reha stärkt Familien“. Mit der Kombi-Reha „Mama hat Krebs“ bietet die Paracelsus Klinik Scheidegg in Kooperation mit der KJF Fachklinik Prinzregent Luitpold ein in Deutschland einzigartiges Angebot: Es unterstützt Familien darin, die familiären Belastungssituationen von Krebspatienten und ihren Kindern besser zu bewältigen. Damit stärkt die Kombi-Reha Familien.

Die Krebserkrankung eines Elternteils ist ein tiefer Einschnitt, der die gesamte Familie betrifft, auch die Kinder. Denn die langwierige Behandlung bedeutet, dass Mutter oder Vater oft weg, körperlich geschwächt und verändert sind. Das belastet die Kinder. Hinzu kommt, dass Kinder krebskranker Eltern eine Vorstellung über die Erkrankung haben, die nicht immer der Wirklichkeit entspricht. Alles zusammen macht ihnen Angst. Die Folgen davon sind Trennungs- und Verlustängste. Häufig ziehen sich diese Kinder sozial zurück, weil sie lieber bei Mama oder Papa bleiben wollen. Auch Überanpassungen resultieren aus ihren Ängsten. Das Kind wird z.B. besonders brav oder besonders gut in der Schule. Größere Kinder ziehen sich häufig zurück, speziell von dem krebskranken Elternteil. Sie wollen nicht über den Krebs sprechen, tun so als wäre nichts. Häufig entstehen auch Aggressionen oder die Kinder trauern sogar.

Kombi-Reha stärkt Kinder krebskranker Eltern

Viele Krebspatienten, speziell Mütter mit kleineren Kindern oder Alleinerziehende, verzichten deshalb auf eine dringend notwendige Rehabilitation, die sich an die Akutbehandlung anschließt und die dem Tumorpatienten wieder genügend Kraft für die Bewältigung des Alltags geben soll. Sie wollen ihre Kinder nicht noch weitere Wochen alleine zu Hause zurücklassen. Diese Problematik hat man in der Paracelsus Klinik Scheidegg bereits vor über zehn Jahren erkannt. Wenn das Kind selbst bereits eine Vorerkrankung wie Asthma, Diabetes oder ADHS hat, wollen die meisten Tumorpatienten gar nicht zur Reha. Zusammen mit der KJF Fachklinik Prinzregent Luitpold, die auf die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen spezialisiert ist, wurde die Kombi-Reha „Mama hat Krebs“ auf den Weg gebracht. Sie ermöglicht krebskranken Müttern oder Vätern eine gleichzeitige Reha zusammen mit ihren Kindern in Scheidegg. Das bedeutet, dass Kinder krebskranker Eltern gleichzeitig und am selben Ort eine Reha für ihre Erkrankung oder ihre psychische Belastung, die wiederum durch die Tumorerkrankung des Elternteils entstand, erhalten. Die Kombi-Reha leistet somit einen wichtigen Beitrag, um die familiären Belastungen innerhalb der Familie, die durch die Tumorerkrankung eines Elternteils entstanden sind, zu lindern oder zu bewältigen. Nach der Reha geht die Familie gestärkt nach Hause zurück.

Verhaltensänderungen bei Kindern genau beobachten

Beide Kliniken haben damit eine Lücke in der Nachsorge von Krebspatienten und ihren Kindern geschlossen. Jedoch nehmen viele Tumorpatienten das Angebot nicht wahr. Dafür gibt es mehrere Gründe. Manchmal weil die Familie so schnell wie möglich wieder in den Alltag zurückkehren sollte, manchmal auch weil sie die Betroffenheit ihrer Kinder unterschätzen oder weil viele das Angebot nicht kennen oder sich der Bedeutung nicht bewusst sind. Dass Kinder unter der Krebserkrankung der Eltern leiden, ist selbstverständlich. Doch sollte genau darauf geachtet werden, wie sich die Verhaltensänderung auswirkt. Darauf weist Claudia Körper, Leiterin Psychologie in der Paracelsus Klinik Scheidegg hin: „Nicht alles ist behandlungsbedürftig. Vieles glättet sich mit der Zeit. Denn auch Kinder machen einen krankheitsbezogenen Prozess durch.“

Wichtig ist also darauf zu achten, wie stark sich die Veränderung auswirkt. Auch psychosoziale Faktoren sind wichtig: Bei Alleinerziehenden oder Personen, die wenig soziale Unterstützung erhalten, können sich die Verhaltensänderungen der Kinder stärker auswirken. Auch die bereits vor der Krebserkrankung des Elternteils bestehenden psychischen Beschwerden eines Kindes, wie z.B. ADHS, müssen mit einbezogen werden. „Jede psychologische Unterstützung eines Kindes krebskranker Eltern verstehen wir zunächst als präventiv, damit das Kind nicht mit einer vermeidbaren Last weiter durchs Leben gehen muss,“ erklärt Claudia Körper.

Die Kombi-Reha „Mama hat Krebs ermöglicht krebskranken Mütter oder Vätern gemeinsam mit ihren Kindern eine Rehabilitation durchzuführen. „Unser Ziel ist es, dass die ganze Familie wieder gestärkt in ein möglichst normales, gesundes Leben zurückkehren kann, das nicht von der Diagnose Krebs dominiert wird“, ergänzt PD Dr. med. Holger G. Hass, der Anfang September wieder als Chefarzt und Medizinischer Geschäftsführer an die Paracelsus Klinik Scheidegg zurückgekehrt ist. Hass hat die Kombi-Reha „Mama hat Krebs“ seinerzeit mitbegründet und entwickelt.

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