Unsere Pflegekräfte leisten täglich großartige Arbeit und sind rund um die Uhr im Einsatz, um unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. In unserem Pflegeblog „Pflege mit Herz“ stellen wir Ihnen einige von ihnen vor und geben Ihnen ganz persönliche Einblicke in den Arbeitsalltag unserer Pflegehelden. Wie sieht der Alltag einer Pflegekraft aus? Was erwartet mich als Patient in den Paracelsus Kliniken und was schätzen die Pflegekräfte so an ihrem Beruf? All das und vieles mehr können Sie in unseren authentischen Geschichten lesen. Mit diesem Blog möchten wir Ihnen zeigen, wie wichtig und wertvoll die Arbeit unserer Pflegekräfte ist und ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen.
Empathie, Zuverlässigkeit und ein großes Herz, aber auch Nervenstärke und der familiäre Rückhalt von zu Hause – fünf Eigenschaften, die aus Sicht unsere Kollegin Silke Schulte, Krankenschwester im Pflegedienst der Paracelsus Berghofklinik in Bad Essen, wichtig für einen Beruf in der Pflege sind.
30 Jahre Erfahrung im Suchtbereich
Aber fangen wir von vorne an: Unsere Kollegin Silke Schulte ist gelernte Krankenschwester. Ihre Ausbildung hat sie 1989 im St. Elisabethstift in Damme begonnen. „Ich habe noch mit Häubchen und in Kittel gelernt und musste für die Ausbildungszeit in ein Wohnheim in Damme ziehen“, erinnert sich Silke an die Zeit zurück. Sie habe in dem streng katholisch geführten Haus eine super Ausbildungszeit gehabt, konnte in alle Bereiche Einblicke bekommen. Vom Kreißsaal über die Endoskopie, von OP bis hin zur Intensivstation. Direkt nach ihrer Ausbildung erfolgte der Wechsel ins damalige Landeskrankenhaus nach Osnabrück in den Fachbereich Sucht. Das Interesse für diesen Bereich weckte ein drogenabhängiger und HIV-positiver Patient während ihrer Ausbildung, mit dem sie sich viel unterhalten hat. „Die Gespräche haben die Neugierde für den Bereich Sucht in mir geweckt. Schließlich wird dieser Bereich in der Ausbildung sehr wenig behandelt. Ich habe mich dann einfach extrem in die Thematik reingefuchst, habe etliche Fortbildungen absolviert. In meinen Augen kann es nur so funktionieren“, resümiert Schulte. Statt wie geplant im Anschluss eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester zu absolvieren, bekam sie im Landeskrankenhaus die Möglichkeit über ein Pilotprojekt eine neue Station mit aufzubauen. Das war 1993. Schlussendlich wurden es fast 30 Jahre im heutigen AMEOS Klinikum Osnabrück. „Ich habe in der Zeit sämtliche Stationen im Alkohol- und Drogenbereich durchlaufen, viele Umstrukturierungen miterlebt und Stationen mit aufgebaut. War auf der Aufnahmestation und in der Tagesklinik, sogar für über ein Jahr in der Forensik.“ Sie habe sich im Laufe der Jahre wirklich auf die Sucht spezialisiert, verschiedene Ausbildungen wie Aromatherapie oder suchttherapeutische Gesprächsführung absolviert und sich immer sehr wohl gefühlt, auch mit den Patientinnen und Patienten. Als Schlüsselerlebnis für den Wechsel beschreibt Silke eine Nachtschicht alleine mit 50 entzügigen Patientinnen und Patienten, Gewalteskalation und Polizeieinsatz. Danach war für sie klar: „Das kann ich nicht mehr.“ Man kann es quasi als „Wink mit dem Zaunpfahl“ bezeichnen, dass fast zeitgleich akut eine Stelle im Pflegedienst der Berghofklinik frei wurde. Denn es kam nur ein Wechsel in eine Suchteinrichtung in Frage. Über ihre Tochter Miriam, die ihr FJS und ihre Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen in den Bad Essener Kliniken absolvierte, kam sie auf Paracelsus.
Der einzig richtige Weg
Seit dem 1. Januar 2022 verstärkt sie nun das Pflegedienstteam in der Paracelsus Berghofklinik. Ein Schritt, der ihr nach fast 30 Jahre nicht leichtgefallen ist. „Ich hatte wirklich tolle Kolleginnen und Kollegen und ein tolles Team, die mich dort gehalten und aufgefangen haben“, so Silke. Mit dem Wechsel konnte sie aber schnell für sich feststellen, dass ihr das neue Arbeitsumfeld guttut und sie wieder Lust darauf hat, Dinge zu unternehmen. „Der permanente Stress und die Anspannung ist einfach abgefallen. Rückblickend habe ich den einzig richtigen Weg für mich gewählt. Und ich habe endlich wieder Freizeit.“ Seitdem hat Silke wieder Zeit für ihre Hobbies und ist im Schützenverein als Sportschützin aktiv, so wie ihre ganze Familie. „Das ist für mich der Ausgleich. Der Sport erfordert viel Konzentration und Ruhe. Dabei kann ich super den Kopf ausschalten“, erklärt sie. Außerdem verreist sie gerne zusammen mit ihrem Mann im eigenen Wohnwagen, auch mal nur für ein langes Wochenende.
Kindheitserfahrung hat Berufswunsch geprägt
Bereits als 11-jähriges Mädchen manifestierte sich bei Silke der Berufswunsch „Krankenschwester“. Damals war sie sehr krank, musste viel ins Krankenhaus und hatte eine größere OP. Während dieser Zeit habe sich eine Schwester Silke sehr intensiv um sie gekümmert und sie sehr geprägt Ab da stand für Silke fest: „Ich werde Krankenschwester! Mir wurde hier geholfen und mir geht es besser. Ich möchte auch in die Pflege.“ Etliche Versuche ihrer Eltern sie umzustimmen, verliefen im Sand, sie ließ sich nicht von ihrem Plan abbringen.
Sich Zeit nehmen und ein offenes Ohr haben
Der Patientenkontakt und die Teamarbeit, das „am gleichen Strang ziehen und helfen“ sind die Dinge, die Silke an ihrem Beruf besonders schätzt. Dabei ist ihr wichtig zu betonen: „Suchtpatientinnen und -patienten haben genauso viel Hilfe nötig, wenn nicht sogar noch mehr.“ Der Suchtbereich kämpfe mit vielen Vorurteilen und großer Skepsis. Gegen alle Vorurteile und Skepsis zum Trotz lehrt ihr Beruf Silke täglich, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und zu versuchen, hinter die Maske oder Stirn zu schauen. „Einfach niemanden vorzuverurteilen!“ Alleine die Dankbarkeit der Patientinnen und Patienten, wenn man sich Zeit nehme und ein offenes Ohr habe, sei enorm und ein großer Antrieb für ihre tägliche Arbeit. „Das Feedback ist in vielen Situationen unmittelbar greifbar für uns. Insbesondere dann, wenn sich Ehemalige nach einem Jahr Abstinenz bei uns melden und sich bedanken“, so Schulte. Sich die Zeit nehmen ist auch genau das, was Pflege für Silke ausmacht. Es gehe ihrer Meinung nach um einen persönlichen und empathischen Kontakt zu den Patientinnen und Patienten. Gespräche seien das Wichtigste. Hinzu kommen tägliche Aufgaben wie Vitalzeichenkontrollen, Medikamentenausgabe, Blutabnahmen, EKG, Verbandswechsel oder die Terminierung von Arztterminen.
Zum Arbeitsbeginn freut sich Silke eigentlich auf alles, auf die Kolleginnen und Kollegen genauso wie auf die Patientinnen und Patienten. Mit einem Augenzwinkern ergänzt sie: „Und wenn ich Frühdienst habe hoffe ich, dass die Blutentnahmen schnell geschafft sind. Das ist nämlich nicht meine Spezialität.“
Prägend waren rückblickend vor allem das Jahr in der Forensik und die Gewaltübergriffe. Es gibt aber auch viele schöne Erinnerungsmomente, an einen erinnert sie sich ganz besonders: „Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Patientin, die ich als erstes in der Berghofklinik kennengelernt habe. Zum Abschluss ihrer Therapie hat sie mich auf ihr Zimmer eingeladen und mir ganz viel von sich erzählt. Einfach, weil sie mich so nett fand. Ich fühlte mich noch gar nicht richtig angekommen in der Klinik, war aber irgendwie doch schon richtig angekommen.“
Familiärer Rückhalt entscheidend
Nach allen den Jahren ist sie besonders ihrem Mann und ihrer Familie dankbar, ohne die es nicht möglich gewesen wäre mit zwei kleinen Töchtern kontinuierlich im Drei-Schichtsystem zu arbeiten. Ihr Mann habe viel übernommen, als die Kinder klein waren. Das erforderte viel Organisation und Struktur, aber anders wäre es nicht möglich gewesen. „Für den Schichtdienst findest du einfach keine Betreuung auf dem Dorf“, bringt Silke es auf den Punkt. Hinzu kommt, dass sie von Anfang an Glück hatte mit ihren Stationsleitungen und Kollegenteams, die Rücksicht genommen haben und eingesprungen sind. Mittlerweile sind ihre Kinder erwachsen und es ist egal, ob sie im Früh-, Spät- oder Nachtschicht arbeitet.
Warum die Pflege mehr Anerkennung verdient? Silke bringt es auf den Punkt: „Wir sind 365 Tage, 24 Stunden am Tag für unsere Patientinnen und Patienten da. Egal ob im Akut- oder Rehabereich, in der Notaufnahme oder auf der Intensivstation. Wir haben einfach eine verdammt große Verantwortung. Oder anders gesagt. Am besten fragt man meine Familie im Hintergrund. Die wird die passende Antwort haben.“