SehnSuchtblog
20. April 2022 

NEIN zur Sucht und JA zum Leben

“Süchtig nach Leben” – Jeder Weg in eine Abhängigkeit ist vielschichtig, facettenreich, sehr persönlich und individuell. Mit diesem SehnSuchtblog möchten wir die persönlichen Geschichten dahinter beleuchten, Suchttherapie-Möglichkeiten aufzeigen, bestärken, den Weg aus der Sucht zu gehen und Lebenslust versprühen. Denn: Das Leben ist schön, sogar wunderschön. Und zu schön, um es vom Suchtmittel beherrschen zu lassen.


Eine Suchterkrankung entwickelt sich über Jahre, anfangs schleichend, später den Alltag dominierend. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es nicht mehr weiter geht. Es wird klar: Ich komme nicht mehr mit meinem Leben und meiner Sucht klar. Ich brauche Hilfe! So vielschichtig die Suchtentwicklungen unserer Patientinnen und Patienten sind, so vielschichtig sind auch ihre Beweggründe, ihre Erlebnisse und ihr Antrieb für die Entscheidung eine stationäre Therapie anzutreten. Zwei ehemalige Patienten geben einen Einblick in ihren Wendepunkt im Leben.

Rettungsanker Suchttherapie

Die fristlose Kündigung bei seinem damaligen Arbeitgeber war für Herrn V. der Wendepunkt in seiner Suchtkarriere. In diesem Moment brach eine Welt für ihn zusammen. Arbeitskollegen und Thekenfreude fielen ihm in den Rücken, um selbst nicht in Verdacht und in Schwierigkeiten zu geraten. Herrn V. wurde geschäftsschädigenden Verhalten im angetrunkenen Zustand vorgeworfen. Plötzlich stand er allein da. Bereits vor der Kündigung gab es auch zu Hause immer größere Unstimmigkeiten. Insbesondere vor Urlauben verspürte er den größten Druck Alkohol zu konsumieren. Mit der fristlosen Kündigung eskalierte die Situation zu Hause endgültig. „Über ein Gespräch mit einem Mitglied der Guttempler und einem darauffolgenden Arzttermin bin ich letztendlich in die Klinik in Hörstel eingewiesen worden. Dienstags erfolgte der Absturz auf der Arbeit und donnerstags der Arzttermin. Samstags wurde ich in Hörstel aufgenommen. Das ging alles sehr schnell“, blickt Herr V. zurück. Die Einsicht alkoholkrank zu sein, brauchte jedoch etwas länger. „Am Anfang kreisten in meinem Kopf nur Gedanken, dass ich doch kein Alkoholiker bin. Man belehrte mich schnell eines Besseren.“ Er hatte begriffen, dass die Suchttherapie sein Rettungsanker ist, um da wieder hinzukommen, nämlich in sein eigentliches Leben ohne Alkohol.

Der Glaube an sich selbst ist entscheidend

Weit abgedriftet in den Bereich des absoluten Kontrollverlustes über ihr eigenes Leben und der totalen Gleichgültigkeit wachte sie im wahrsten Sinne des Wortes auf, beschreibt Frau S. ihr Schlüsselerlebnis. „Der Schmerz in mir war so unfassbar groß“. Sie betäubte sich mit Alkohol und kann über einen Zeitraum von neun Tagen nicht mehr sagen, was passiert ist. Diese neun Tage sind einfach weg. „Ich konnte spüren, dass ich auch bald „weg“ bin, wenn ich diesen Weg weitergehe und mir die Dinge, die mich so quälen, nicht anschaue“, erklärt sie weiter. Das war ihr Moment für die Entscheidung gegen den Alkohol und für das Leben. Ganz bewusst und erstaunlich klar. Ihre bisher klügste Entscheidung von allen, findet Frau S. Wichtig ist ihr dabei eins: Jeder selbst ist für sich der Schlüssel zum Erfolg. Jeder einzelne kann für sich die notwendigen Veränderungen vornehmen und die dafür erforderlichen Entscheidungen treffen. Das wird und kann niemand Außenstehendes abnehmen. Genauso, wie sich Abhängige einst für das Suchtmittel entschieden haben, können sie diese Entscheidung auch bewusst umkehren. Der Glaube an sich selbst ist entscheidend!

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