Osnabrück, 31. März 2020 – Die Paracelsus-Kliniken konzentrieren die medizinische Versorgung in den nächsten Wochen ausschließlich auf die Bewältigung der Corona-Krise. Dafür wurden und werden zusätzliche Versorgungsangebote geschaffen. Zugleich wird die regelmäßige Arbeitszeit vorübergehend dort reduziert, wo die übliche Patientenversorgung durch behördliche Weisung, Entscheidung der Kostenträger oder aus hygienisch-präventiven Gründen eingeschränkt werden musste.
In den letzten Wochen haben die Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken die Versorgung der Patienten mit nicht unmittelbar notwendigen medizinischen Leistungen – sogenannten „elektiven“ Leistungen – stark zurückgefahren. Dies erfolgte auf behördliche Weisung, Entscheidung der Kostenträger oder aus hygienisch-präventiven Gründen. In jedem Fall erfolgte die Entscheidung ausschließlich nach medizinisch-therapeutischem Ermessen und im Interesse der Patientensicherheit. Zugleich wurde das Versorgungsangebot dort ausgebaut, wo es für die Gewährleistung der medizinischen Leistungen während der Corona-Krise erforderlich war.
Diese Entwicklung bringt für alle Kliniken erhebliche finanzielle Probleme mit sich. Der Bundestag hat mit den in der letzten Woche beschlossenen Regelungen für Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken auf die Notlage reagiert. Trotzdem befinden sich die Kliniken weiterhin im Ausnahmezustand. Die beschlossenen Hilfen werden voraussichtlich nicht ausreichen, die wirtschaftliche Stabilität der Einrichtungen in diesem kritischen Ausnahmezustand zu gewährleisten.
Aus diesem Grund folgt Paracelsus den Empfehlungen der Bundesanstalt für Arbeit: Eine schwierige wirtschaftliche Entwicklung oder auch ein unvorhersehbares Ereignis kann Kurzarbeit – selbst im Krankenhaus oder einer Rehabilitationsklinik – unter erleichterten Bedingungen erforderlich machen. Eine solche Situation ist durch die Corona-Krise gegeben. Mit dem Kurzarbeitergeld können die weiterhin drohenden erheblichen Entgeltausfälle teilweise zusätzlich ausgeglichen werden.
Vor diesem Hintergrund wird Paracelsus vorsorglich Kurzarbeit für die Kliniken und Bereiche beantragen, die von der derzeitigen Ausnahmesituation besonders betroffen sind. Zugleich wird die Möglichkeit verbessert, die medizinisch und therapeutisch dringend gesuchten Mitarbeiter dort einzusetzen, wo sie derzeit am meisten gebraucht werden. Das Vorgehen ist mit dem Paracelsus-Gesamtbetriebsrat abgestimmt.
Paracelsus wird alles tun, um die Folgen für die Belegschaft auf ein Mindestmaß zu reduzieren, indem das Kurzarbeitergeld für die betroffenen Mitarbeiter durch den Arbeitgeber auf 93%, für Mitarbeiter mit Kindern auf 95% der gewöhnlichen Vergütung aufgestockt werden wird. Durch diese Abstufung zu eigentlich wünschenswerten 100% wird angemessen zwischen den Mitarbeitern differenziert, die vorübergehend von Kurzarbeit betroffen sind und daher objektiv weniger im Einsatz sein werden. Umgekehrt werden nicht die Mitarbeiter schlechter gestellt, die mit ihrem uneingeschränkten Engagement weiterhin das Äußerste an der medizinischen Front leisten.
„Die Situation ist paradox“, sagte Dr. med. Dr. jur. Martin Siebert, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) von Paracelsus-Kliniken. „Wir haben aber angesichts der in vielen Punkten undurchsichtigen Lage und der kalkulativen Unsicherheit keine andere Wahl“. Viele Details der Umsetzung seien unklar. Womöglich werden sich die versprochenen Liquiditätshilfen weiter verzögern.
Dem pflichtete Martin Schlie, Personalchef des Unternehmens, bei: „Die Materie ist komplex. Wir können nicht einfach abwarten. Wir wollen ja gerade, dass unsere Kliniken diese Krise überleben, damit wir die Gesundheitsversorgung während der Corona-Krise und auch danach weiter mit voller Kraft unterstützen können. Paracelsus leistet sowohl in der Akutmedizin wie in der Rehabilitation einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Patienten.“
Zugleich stellte Siebert klar: „Wir wollen uns an der Krise nicht bereichern. Es geht uns lediglich darum, die entstandenen Finanzierungslücken unverzüglich zu schließen. Diesen Einsatz schulden wir unseren Patienten und Mitarbeitern, die auch für die Zeit nach Corona eine einigermaßen sichere Perspektive brauchen.“
Reha-Kliniken besonders betroffen
Nach dem COVID-19 Krankenhausentlastungsgesetz können Reha-Kliniken zwar auch in die medizinische Gesamtversorgung einbezogen werden und die Versorgung von akut-stationären Patienten übernehmen. Die Entscheidungen darüber treffen aber die Bundesländer; möglicherweise wird nur wenigen ausgewählten Häusern gestattet, vorübergehend akutmedizinische Versorgungsaufgaben zu übernehmen. Auf jeden Fall fallen die meisten Reha-Kliniken in eine Finanzierungslücke; dort werden sie bis auf Weiteres allein gelassen.
„Konkret haben wir in unseren Kliniken mit einem Rückgang an Rehabilitanden zu kämpfen, weil rehabilitationsintensive Operationen in den Krankenhäusern entfallen und kaum noch jemand in die Anschlussheilbehandlung kommt“, erklärt Tobias Brockmann, Geschäftsbereichsleiter Reha bei Paracelsus, die Situation. „Gleichzeitig haben wir in einigen Häusern durch landespolitische Entscheidungen einen Aufnahmestopp und Patienten treten aus Angst vor einer Infektion ihre Reha gar nicht erst an.“
Die Folge sind leere Betten, die in absehbarer Zeit nicht belegt werden. Reha-Kliniken, die nicht Teil der medizinischen Versorgung durch Tätigkeiten als Corona-Krankenhaus werden und keine Rehabilitanden haben, erhalten derzeit nur einen beschränkten finanziellen Ausgleich.
Die Zeit nach Corona nicht aus den Augen verlieren
„Alle Aufmerksamkeit richtet sich derzeit auf diesen Corona-Tsunami“, gibt Siebert zu bedenken. „Das Gesundheitssystem ist in einem hochaktiven Schockzustand“. Aber nach der Krise gehe das Leben weiter. „Wir dürfen die Zukunft wichtiger Behandlungsmöglichkeiten in der Reha jetzt nicht gefährden, weil wir sie in der Krise – sozusagen als ‚Überlauf‘ – aber auch in der Zeit nach der Corona-Krise dringend brauchen werden.“
Hinzu kommt, dass nach der Corona-Krise mit einem Ansturm von aufgeschobenen Behandlungen und psychischen Folgeerkrankungen zu rechnen sei. „Die Reha-Kliniken sind seit Jahren eine tragende Säule des Gesundheitssystems“, so Tobias Brockmann. „Wir ergreifen daher jetzt alle Maßnahmen, um in der Krise zu unterstützen und nach der Krise weiterhin für die medizinische Versorgung unserer Patienten zur Verfügung zu stehen.“