11. Mai 2021 

Mit Fasten gegen Parkinson?

Weltweit erste wissenschaftliche Studie über die Wirkung des Fastens bei Parkinson-Erkrankten

Kassel, 11. Mai 2021 – Die richtige Ernährung und auch Fasten kann zur Verbesserung neurologischer Erkrankungen wie beispielsweise Parkinson beitragen- das wollen die Chefärztin, UnivProf. Dr. Claudia Trenkwalder, und die Oberärztin, Prof. Dr. Brit Mollenhauer, der Paracelsus-Elena-Klinik jetzt anhand einer EU-geförderten Studie nachweisen. Für dieses Projekt wurden Fördermittel des Europäischen Forschungsrats (ERC) im Rahmen des Programms der Europäischen Union für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ bereitgestellt. Zusammen mit dem Berliner Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Andreas Michalsen von der Berliner Charité und der Universität Luxemburg geht die weltweit erste wissenschaftliche Studie über die Wirkung des Fastens bei Parkinson an den Start.

„Wir möchten in der Studie untersuchen, wie sich das Fasten auf das Mikrobiom im Darm und etwaige Entzündungsprozesse im Blut auswirkt“, sagt Brit Mollenhauer. “Im Alter, aber auch bei Parkinson, wird die Darmbarriere offener, so dass vermehrt Schadstoffe in den Körper gelangen“, erklärt Prof. Mollenhauer.

„Ziel ist es mittels gezieltem Fasten das Mikrobiom im Darm und Entzündungsprozesse im Blut so zu verändern, dass die Erkrankung positiv beeinflusst wird,“ erklärt die Studienleitung Prof. Dr. Brit Mollenhauer. Denn bei Erkrankungen, die mit Entzündungsprozessen einhergehen, kann das ärztlich begleitete Heil- oder Intervallfasten sogar zu einer Linderung der Beschwerden beitragen. Der Darm sollte einmal komplett „resettet“ werden, der Körper schaltet auf einen anderen Stoffwechselmodus und dies wirkt wie ein Korrektiv für den gesamten Körper und vor allem auf das Gehirn. Bei ständiger Lebensmittelzufuhr gewinnt der Körper seine Energien insbesondere aus der zugeführten Glucose, beim Fasten zieht er die benötigte Energie aus den bestehenden Fettreserven und bildet sogenannte Ketonkörper, die  wiederum Gehirnfunktionen positiv beeinflussen,“ skizziert Prof. Mollenhauer die biochemischen Vorgänge der veränderten Ernährungsweise während des Studienzeitraumes.   

Die Studienteilnehmer, die gleichermaßen aus Gesunden und Parkinsonerkrankten bestehen, werden voraussichtlich eine Normalisierung der Cholesterin- und Blutfettwerte erreichen, Gewicht verlieren, eine Verbesserung der Krankheits-Symptome durch niedrigere Entzündungswerte aufweisen und damit einhergehend wieder mehr Lebensqualität gewinnen – das jedenfalls erwarten Brit Mollenhauer und ihre Forscherkollegen aufgrund von vorausgegangen Forschungsarbeiten. „Wir konnten im Rahmen von DeNoPa nachweisen, dass Parkinsonpatienten mit zusätzlichen Herz/Kreislaufrisikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes einen schnelleren Krankheitsverlauf haben“, erklärt Brit Mollenhauer.

Fasten für die Forschung

Ein Jahr lang werden parallel an der Kasseler Paracelsus-Elena-Klinik sowie an der Berliner Charité Fastenstudien bei Parkinson- und Rheumapatienten in Kleingruppen nach identischem Testdesign durchgeführt. In Corona-Zeiten bedeutet dies für die Studienteilnehmer regelmäßige ambulante Klinikbesuche zur Abnahme von Blut-, Urin-, Stuhl- und Speichelproben, – stets unter Beachtung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen und regelmäßiger Testung auf Covid-19 – kombiniert mit einer engmaschigen, digitalen Abstimmung. Das Kasseler Studienteam deckt dabei vielfältige Facetten in der persönlichen Begleitung der Teilnehmer ab. Denn mit dem Kernteam rund um Dr. med. Sebastian Schade als medizinischer Fastenbegleiter, Grit Langhans als erfahrener Studienschwester und Ursula Reuß, Diätassistentin und Fastenberaterin, verantwortlich für die Fastenbegleitung und persönliche Ernährungsberatung sowie Prof. Dr. Brit Mollenhauer als Studienleitung sind die Fastenstudien-Teilnehmer vor, während und nach dem Fasten in professionellen Händen.

Es gibt zahlreiche noch nicht gänzlich erforschte Faktoren auf der Suche nach der passenden Ernährung bei Parkinson. „Das Wechselspiel zwischen mikrobiellen Lebensgemeinschaften im Darm und der Entwicklung neurodegenerativer Krankheiten wie Parkinson zu verstehen und so neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu entwickeln, wäre ein enormer Schritt zum Verständnis der Erkrankung“, so Prof. Mollenhauer über die Bedeutung der aktuellen Ernährungsstudien.

Erkenntnisse gelten für jeden Menschen

Brit Mollenhauer ist sich mit ihrem Forschungskollegen Prof. Michalsen einig: Die Erkenntnisse, die aus der ersten wissenschaftlichen Fastenstudie mit Parkinson-Erkrankten gewonnen werden, haben auch für gesunde Menschen ihre Gültigkeit, denn: “Wir wissen, dass viele Beschwerden und Erkrankungen heutiger Menschen ihre Ursache in einer falschen, mindestens ungünstigen Ernährungsweise haben. Deshalb meine ich, dass nicht nur erkrankte Personen dringend über ihre Ernährung nachdenken sollten, sondern ein Großteil der Menschheit in Essgewohnheiten verfallen ist, die den menschlichen Körper negativ beeinflussen“, so Prof. Michalsen. Sein Rat für eine gute Ernährung: Ballaststoffreich, möglichst fleischfrei und reich an gesunden Fetten zum Beispiel aus Nüssen sollte sie sein.

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