Anlässlich des Welt-Stoma-Tages am 2. Oktober macht die Paracelsus Klinik Adorf/Schöneck auf das Thema “Leben mit Stoma” aufmerksam.
Wichtigste Botschaft: Das Leben mit einem künstlichen Darmausgang muss nicht durch Einschränkungen im Alltag gekennzeichnet sein. In Deutschland leben geschätzt 150.000 Menschen mit einem künstlichen Darmausgang.
Stoma gibt es schon seit Jahrhunderten
Die ersten Stomata gab es bereits 350 v. Christus. Im 18. Jahrhundert wurden dann erste Stoma-Anlagen operativ durchgeführt. Zur Versorgung dienten sowohl Zellstoff als auch Stofflappen. Im 20. Jahrhundert verwendete man dann Blechschüsseln, die von einem Schmid angepasst und mit einem Gurt fixiert wurden. 1957 wurde schließlich die erste Firma gegründet, die sich auf Stomaversorgung spezialisierte. Die Schwester der Firmengründerin hatte selbst ein Stoma.
Seitdem geht die Entwicklung in der Stomaversorgung kontinuierlich weiter. Insbesondere bei der operativen Therapie von intraabdominellen Tumoren (z.B. Darmkrebs) wird der künstliche Darmausgang schon während der Tumoroperation angelegt. Anschließend wird der Patient schon in der Akut-Klinik in der Versorgung des Stomas angelernt und über die hygienischen Hilfsmittel informiert
Der künstliche Darmausgang – Schreckgespenst oder Segen?
Dick- und Mastdarmkrebs oder chronisch entzündliche sowie erbliche Darmkrankheiten machen in manchen Fällen die Anlage eines künstlichen Darmausgangs erforderlich – vorübergehend oder auch für immer. Ein solches Stoma ist oft lebensrettend und lässt sich erstaunlich schnell und unkompliziert in den Alltag integrieren. Auch Dank der gut ausgebildeten Kontinenz- und Stoma-Berater an der Paracelsus Klinik Adorf/Schöneck.
Ein künstlich geschaffener Darmausgang (Stoma), meist in Bereich der vorderen Bauchwand, löst bei Betroffenen häufig Ängste und Ablehnung aus. Allzu oft sind Fehlinformation bzw. subjektiv gefärbte Schilderungen der Grund für diese eher ablehnende Haltung gegenüber einer Stoma-Anlage. Gesehen werden lediglich die damit verbundenen Veränderungen der Lebensqualität bzw. des eigenen Körpergefühls. Der hohe Nutzen des meist sogar lebensrettenden Eingriffs gerät so aus dem Blick. „Als Arzt muss ich dem Patienten mit Verständnis und Einfühlungsvermögen gegenübertreten. Der Patient und seine Angehörigen müssen den Eingriff und die Notwendigkeit einer Stoma-Anlage vollumfänglich nachvollziehen und verstehen können“, erklärt Dr. med. Kathrin Tröger, Chefärztin der Abteilung Chirurgie an der Paracelsus Klinik Adorf/Schöneck.
Verschiedene Erkrankungen, u.a. Dick- und Mastdarmkrebs, chronisch entzündliche sowie erbliche Darmkrankheiten können unter speziellen Umständen (Darmverschluss, Darmperforation mit Bauchfellentzündung) die Anlage eines Stomas erforderlich machen. In manchen Situationen ist die Stomaanlage der zwingend notwendige Schritt, um gute Heilungschancen zu erzielen, bzw. stellt die einzig vorhandene lebensrettende Maßnahme dar.
Ist der künstliche Darmausgang endgültig?
In den meisten Fällen kann ein künstlich angelegter Darmausgang nach Abschluss des Heilungsprozesses und Erholung des Patienten wieder zurückverlegt werden. Lediglich bei sehr tief gelegenen Mastdarmgeschwülsten, bei denen eine Entfernung des Schließmuskelsystems erforderlich ist oder wenn therapiebedingt dessen Funktionalität bleibend beeinträchtigt ist, muss ein dauerhafter Ausgang angelegt werden. Ohne Schließmuskel ist keine Kontrolle über die Stuhlentleerung mehr möglich. In diesen Fällen wird ein definitiver künstlicher Darmausgang geschaffen. Aber auch dann kann der Patient mit anfänglicher Unterstützung von speziell ausgebildetem Pflegepersonal (Kontinenz- und Stomaberater) rasch den richtigen Umgang mit dem Stoma erlernen und einen nahezu normalen Alltag führen. Die vorhandenen modernen verschiedenen Beutel- und Versorgungssysteme (hautfreundliche Klebstoffe, Geruchsfilter, vorgefertigte Größen) bieten einen sehr hohen Tragekomfort und ermöglichen nahezu uneingeschränkte soziale Kontakte.
Muss man sein Leben sehr einschränken oder umstellen?
Eine besondere Ernährungsumstellung ist bei Stomaträgern generell nicht erforderlich. Ob und wie man die Ernährung anpassen sollte, hängt von der Stuhlkonsistenz sowie dem Entleerungsrhythmus ab. Da muss jeder Patient individuelle Erfahrungen sammeln.
Unter der normalen Kleidung ist der Beutel nicht oder kaum erkennbar. Auch duschen, baden oder schwimmen sind mit einem Stoma ohne Probleme möglich. Der Beutel bleibt dicht, eventuell muss aber der Geruchsfilter abgeklebt werden.
Körperliche Aktivitäten werden durch ein Stoma nur minimal beeinträchtigt, die meisten Sport- und Freizeitbeschäftigungen können wie gewohnt ausgeführt werden.
Vielen Betroffenen fällt es zwar zunächst schwer, die veränderte körperliche Situation zu akzeptieren, mit der Zeit und mit der entsprechenden Unterstützung wird aber ziemlich rasch zu einem neuen Selbstwertgefühl zurückgefunden.
Eine Reha bietet Hilfe beim Umgang
Sollte im Anschluss an die Operation aufgrund der Grunderkrankung eine Anschlussrehabilitation (AHB) vorgesehen sein, werden auch hier erfahrenes Fachpersonal und speziell geschulte Stoma-Therapeuten den betroffenen Patienten große Hilfe anbieten und Fragen hinsichtlich des Umgangs mit dem Stoma im Alltag beantworten. Gemeinsam mit den Betroffenen werden individuelle Lösungen gesucht.