Durch die Forschungsarbeiten des neuen Instituts sollen neue, moderne Therapie- und Nachsorgekonzepte entstehen, die die Rehabilitation onkologischer Patientinnen und Patienten optimieren. Ziel ist, die Lebensqualität dieser Patienten, die häufig an Nebenwirkungen aufgrund der Tumortherapie leiden, zu verbessern.
Die Prognose und das Langzeitüberleben von Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen hat sich in den letzten Jahren durch etablierte Vorsorgeangebote und die Entwicklung moderner, zunehmend interdisziplinärer Therapiekonzepte deutlich verbessert. Daten des Robert-Koch-Instituts belegen, dass 5 Jahre nach der Erstdiagnose fast 90% der Frauen mit Brustkrebs noch leben.
Dieser Fortschritt ist jedoch zum Teil nur durch intensivere und längere Therapien möglich, die häufig unterschiedliche Nebenwirkungen haben. Dies hat zur Folge, dass die Lebensqualität der Betroffenen auch nach der Krebsheilung noch beeinträchtigt ist.
Um künftig die Rehabilitation für die betroffenen Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern und moderne Therapieangebote zu entwickeln, gründeten Mitarbeiter der Klinik nun ein „Institut für Reha-Forschung und Survivorship“, kurz IREFOS genannt. Die Paracelsus Klinik Scheidegg ist eine der größten onkologischen Rehabilitationskliniken in Deutschland mit jährlich mehr als 3.000 stationären Patientinnen und Patienten. Das Therapeuten- und Ärzteteam der Klinik kennt die Folgen, die eine moderne Tumortherapie mit sich bringen kann, deshalb sehr genau. Seit Jahren arbeitet das Team daran, die Therapiefolgen bei Patientinnen und Patienten während ihres Reha-Aufenthalts in der Klinik zu lindern sowie ihre Lebensqualität zu verbessern und die Ergebnisse auch zu evaluieren.
Nachsorgeprojekte als Forschungsgegenstand
Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen der Klinik, wie z.B. Ärzte, Therapeuten, Dokumentarassistentinnen und Psychoonkologen, sind mit Forschungsarbeiten in dem neuen Institut betraut. Das Institut hat neben der Intensivierung der Rehabilitations- und Versorgungsforschung zum Ziel, in den kommenden Jahren insbesondere Nachsorgeprojekte und neue Therapiekonzepte, z.B. für Fatigue, also das sogenannte Erschöpfungssyndrom, zu evaluieren. Auch medikamentöse Behandlungsansätze im Bereich Komplementärmedizin und „Ernährungsmedizin“ sollen analysiert werden. Zusätzlich sollen systematisch Daten erfasst werden, die den Einfluss der Rehabilitation auf Lebensqualität und Patientenzufriedenheit darstellen.
Als wichtiger Schritt wurde hierzu bereits in den vergangenen zwei Jahren eine umfangreiche Tumordatenbank mit Daten von über 10.000 Patienten aufgebaut, um so typische Nebenwirkungen und Beeinträchtigungen der körperlichen und seelischen Gesundheit nach einer Krebserkrankung zu dokumentieren. Diese Arbeiten werden unter anderem von drei Doktoranden der Universität Würzburg mitbetreut. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse wurden bereits wissenschaftlich veröffentlicht.
Leiter des neugegründeten Instituts ist PD Dr. Holger G. Hass, Chefarzt der Paracelsus Klinik Scheidegg. Der erfahrene Reha-Mediziner und Wissenschaftler ist sich sicher, dass anhand der bereits bekannten und zukünftig weiter erforschten Erkenntnisse das Rehabilitationsangebot für Patientinnen und Patienten mit oder nach Krebs weiter optimiert werden wird. „Damit können wir die Lebensqualität von Tumorpatienten, die durch ihre Therapie unter Nebenwirkungen leiden, erheblich verbessern,“ meint Hass.